Mittelbayerische Zeitung: Kein zweites Watergate
Archivmeldung vom 21.07.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAufgeregte Seelen wollen im britischen Abhörskandal schon ein neues Watergate erkennen. So schlimm wird es nicht kommen. Die Affäre ist für den Premierminister David Cameron peinlich, das ist sicher. Aber sie wird ihm kaum seinen Job kosten. Was könnte man ihn auch vorwerfen?
Naivität vielleicht, weil er sich auf die Unschuldsbeteuerungen von Andy Coulson verließ, als er ihn als Berater einstellte. Eine zu große Nähe zu den Mächtigen im Murdoch-Konzern darf man dem Premierminister ebenfalls unterstellen. Aber die gleiche Anschuldigung träfe für Politiker aller Parteien zu. Auch der Oppositionsführers und Labour-Chef Ed Miliband war Gast bei der Sommerparty von Murdoch vor vier Wochen. Andererseits hat sich für Miliband noch nie eine bessere Gelegenheit ergeben, um gegen den Premier punkten zu können. In den letzten Wochen war er es, der sich zum Sprachrohr einer aufgebrachten Öffentlichkeit machen konnte. Er forderte eine unabhängige richterliche Untersuchung und bekam sie. Er rief danach, die BskyB-Übernahme durch Rupert Murdoch zu verhindern, und der Medientycoon knickte ein. Aber bei der Personalie Coulson kann Miliband dem Premierminister allenfalls eine "gravierende Fehleinschätzung" vorwerfen. Nicht genug, um Cameron zum Rücktritt zu zwingen.
Quelle: Mittelbayerische Zeitung (ots)