Rheinische Post: Osthoffs zweiter Geburtstag
Archivmeldung vom 19.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Schicksal der Susanne Osthoff hat deren Landsleute emotional zwar nicht kalt gelassen; erschüttert hat es sie aber nicht. Es gab sogar gleichgültige Reaktionen der Art, die Frau habe sich in Gefahr begeben, also trage sie Mitschuld, wenn sie darin umkomme. Nachdem die italienische Journalistin Guiliana Sgrena im Irak verschleppt worden war, gingen Hunderttausende Italiener mitfühlend auf die Straße.
Umso ehrenwerter waren die bescheidenen Mahnwachen für
Osthoff, die Freilassungs-Appelle von Kanzler a.D. Schröder, von
Kirchenvertretern oder von hier lebenden Muslimen. Ob die
unterschiedliche Anteilnahme bei Osthoff und Sgrena
völkerpsychologisch zu erklären ist oder mit der Person einer zum
Islam Konvertierten zu tun hat, die ihren Landsleute rätselhaft
vorkommen mag, ist eine Überlegung wert.
Der Bruder der Entführten fasst in Worte, was die Archäologin und
deren Angehörige durchlitten haben: Es sei nicht zum Aushalten
gewesen. Ob die Frau, die das alte Kulturland Irak liebt und ihm seit
Jahren beisteht, von ihren Entführern irrtümlich für eine Spionin
gehalten wurde, ob Osthoff Glück im Unglück hatte, weil sie nicht
unter Sarkawis erbarmungslose Kopfabschneider geraten ist, ob Berlin
Osthoff freigekauft hat dies bleibt unklar. Man sollte sich jetzt
schlicht darüber freuen, dass ein Mensch seinen zweiten Geburtstag
erleben darf.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post