WAZ: Hände weg von Öffnungszeiten
Archivmeldung vom 21.08.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.08.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFür alle, die sich morgens um halb drei schon mal einen neuen Anzug kaufen, kommt hier die schlechte Nachricht: Die Grünen wollen, dass die Geschäfte im Lande wieder um 22 Uhr schließen. Zumindest der Arbeitsminister - vormals Chef des Gewerkschaftsbundes in NRW - scheint nicht abgeneigt. Vier Jahre nach der weitgehenden Freigabe der Öffnungszeiten müsste das Ladenschlussgesetz erneut geändert werden. Ist das wirklich nötig?
Ist es nicht. Die neuen Regeln haben sich längst in der Praxis eingespielt, und den nächtlichen Jeanskäufer gibt es in der Einzelhandels-Realität so wenig wie ungezügelten Rund-um-die-Uhr-Kommerz. Die Geschäfte passen sich dem Bedarf der Kunden an, die mit den Füßen abstimmen und mit der Einkaufstasche. Manche Supermärkte in großen Städten öffnen bis 24 Uhr, andere schließen früher. Jeder so, wie es passt. Der von den Grünen zu Recht kritisierte Alkoholmissbrauch mit all seinen Auswüchsen hat mit dem Ladenschluss nur bedingt zu tun, und eine 22-Uhr-Grenze würde wohl wenig ändern. Wer Alkohol will, beschafft ihn sich. Klar ist aber auch, dass Verkaufsverbote an Jugendliche strikter überwacht werden müssen und kommunale Ordnungsämter gefordert sind, wenn Anwohner regelmäßig belästigt werden. Das sollte sich machen lassen - auch ohne Gesetzeskeule.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung