Lausitzer Rundschau: zu: Der 1. Mai, der internationale Kampftag
Archivmeldung vom 02.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs geht ihm, dem 1. Mai, auch in Ostdeutschland inzwischen so wie den christlichen Feiertagen. Immer weniger wissen, was er einmal bedeutete. Aber während die Minderheit der gläubigen Christen wohl noch viele Jahre zu Ostern die Auferstehung des Jesus von Nazareth feiert, droht dem Kampftag der Arbeiterklasse das endgültige Ableben.
Er scheint zu einer leidenschaftslos absolvierten
Pflichtübung von Gewerkschaftsfunktionären geworden zu sein. Die
reisen in Dienstwagen an und schimpfen dann alljährlich und auch
dieses Mal wieder wegen der Millionen Arbeitslosen und geißeln die
Gier der Kapitalbesitzer. Und fahren dann weiter. So ist tatsächlich
wenig übrig geblieben von jenem Traum einer solidarischen, die
Kontinente umfassenden Bewegung, die einst ausgerechnet in den USA
den 1. Mai zu ihrem besonderen Tag erkor. Geträumt wurde von einer
weltumspannenden menschlichen Gesellschaft, die nicht länger Armut
und Not kennt und in der ein jeder mit seiner Arbeit ein
menschenwürdiges Leben gewinnt. Ein Ziel, das heute aktueller den je
ist, wo das Kapital keinerlei Grenzen mehr kennt und zum ersten Mal
in der Geschichte der Menschheit den ganzen Globus als eine Einheit
begreift. Nur die andere Seite, die nicht vom Profit, sondern von der
Gerechtigkeit redet, ist seltsamerweise befangen in ihrer
Begrenztheit. Im eigenen Land schon klingen die solidarischen
Adressen an die, die sich mangels Arbeitsplatz gar nicht mehr
ausbeuten lassen können, seltsam abgedroschen. Und natürlich redet
keiner über die afrikanischen Bauern, deren Familien verhungern, weil
unsere Agrarindustrie und ihre Beschäftigten konkurrenzlos
subventioniert werden. Und keiner macht die Rechnung auf, dass mit
den verlagerten Jobs zumeist ein Mehr an Arbeit entsteht in den
Ländern, die wir arm nennen. Wenn aber die Botschaft des 1. Mai so
eng wird, sollte sich keiner wundern, dass nur die Geschichte von dem
Mann aus Nazareth die Zeiten überdauern wird.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau