Rheinische Post: Keine Irak-Strategie
Archivmeldung vom 15.09.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlViel Lärm um nichts. So kann man, bissig formuliert, das Spektakel beschreiben, das diese Woche über die Washingtoner Bühne ging. Am Anfang erstattete der Irak-Kommandeur David Petraeus dem Kongress Bericht, ein Auftritt, der sich wegen der Flut präsentierter Grafiken im Gedächtnis festhaken wird.
Am Ende verdichtete George W. Bush die Bilanz des Generals zu einer Strategie, die keine ist. Keine Ziele, keine Fahrpläne, keine klaren Konzepte. Kein Wort davon, wie die härteste Nuss geknackt werden soll, die Aussöhnung zwischen Sunniten und Schiiten, die zwingende Voraussetzung für jeglichen Erfolg. Nicht ein Vorschlag, wie die Diplomatie greifen soll. Experten empfehlen eine internationale Irak-Konferenz, um sowohl schwierige Nachbarn wie Iran und Syrien ins Boot zu holen als auch die zaudernden, gleichwohl unersetzlichen Europäer. Auch dazu: keine Silbe. Bush hat lediglich Zeit gewonnen. Aber Zeit wofür? Zugegeben, es wäre falsch, die GIs Hals über Kopf abzuziehen, denn dann bräche der Bürgerkrieg erst recht aus, in voller Schärfe. Doch ein Blankoscheck ist genauso falsch, ein unbefristetes Bleiben verheerend - und gar nicht durchzusetzen beim Wähler. Wie also soll der Feldzug im Irak enden? Vorerst bleibt alles nebelhaft.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post