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Wiesbadener Kurier: Kommentar zu Bush/Vietnam

Archivmeldung vom 24.08.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.08.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der amerikanische Präsident George W. Bush merkt es nicht. Oder er will es nicht merken: dass er selbst längst Opfer jener ideologischen Verbissenheit geworden ist, derer er die einstigen kommunistischen Machthaber in Vietnam bezichtigt. Nur so ist zu verstehen, warum er aus einer unstrittigen historischen Tatsachenlage die verkehrten Schlüsse zieht.

Was, wenn nicht das bedeutet das Vietnam-Debakel für die USA: die Erkenntnis, dass sich nicht jeder Konflikt militärisch lösen lässt. Vor allem dann nicht, wenn der Gegner keine nach herkömmlichen militärischen Maßstäben aufgestellte und operierende Organisation ist wie im Fall des Iraks, aber auch Afghanistans.
Keine Armee, die den gleichen Gesetzmäßigkeiten folgt wie die eigene. Sondern Terroristen, die nicht aussehen wie Soldaten, die nicht handeln wie Soldaten, die aus dem Nichts kommen und - wenn sie ihre Aktionen überleben - dorthin auch wieder verschwinden. Und die über Rückzugsgebiete außerhalb des "Kampfgebiets" verfügen. Schon in Vietnam bekamen die Amerikaner dies schmerzlich zu spüren. Gelernt hat Bush daraus offensichtlich nichts. Ohne seine Voreingenommenheit würde er einsehen, dass das verbiesterte Festhalten an einer falschen Strategie einen Teil des Problems und nicht dessen Lösung darstellt. Das fast unbegrenzt nachwachsende Potenzial an Terroristen im Irak braucht keine zusätzliche Rechtfertigung in Form fremder Soldaten, sondern eine klare Perspektive auf eine friedliche und wirtschaftlich sichere Zukunft.
Selbst US-Militärs bezweifeln, dass der Krieg im Irak zu gewinnen ist. Daraus folgt logisch, dass man nach einem anderen (Aus-)Weg suchen muss. Auf dem Ohr aber ist der US-Präsident taub, er reitet sein Land, seine Verbündeten und vor allem den Irak immer tiefer in den Schlamassel. Die einzig Erfolg versprechende Strategie liegt im zivilen Bereich, im Wiederaufbau des asiatischen Landes. Darin, dessen Geschicke möglichst schnell auch in Sicherheitsfragen in die Hände der Einheimischen zu legen. Pech für die Iraker: Es ist fraglich, ob ein demokratischer Präsident nach der Amtszeit Bushs viel anders machen würde - auch wenn die Opposition heute noch mit Fingern auf diesen zeigt.

Quelle: Pressemitteilung Wiesbadener Kurier

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