Neues Deutschland: zu USA ohne Bush
Archivmeldung vom 20.01.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDiese Ära war eine Zeit der Dummheit. Das ist der jetzt gültige Ton, wenn von George W. Bush gesprochen wird. Noch vor drei Jahren rügte die »Zeit« Gegner dieses Präsidenten, denn sie könnten sich leider nicht den Blödsinn abgewöhnen, »ihn zu unterschätzen«.
Ob ihrer einsamen Bush-Kritik ergoss sich über Künstler wie Michael Moore, Oliver Stone, Sean Penn die Häme des westlichen Leitjournalismus. Und wer hierzulande widersprach, der galt als Antiamerikanist. Allein Konstantin Wecker kann nicht nur ein Lied, er könnte eine CD davon singen. Politische Meinungsbildung ist ein Rundkurs: Man muss rechtzeitig die Kurve kriegen. Brecht schrieb vom großen Staatsmann, der nur hustete, und schon bebten zwei Weltreiche. Als er gestorben war, wurden plötzlich alle mutig - Wochen nach seinem Tode hätte der einst Mächtige nicht mal eine Anstellung als Pförtner bekommen. Derart können sich die Ansichten ändern, und doch ähnelt, wer so rege flexibel ist, keinem Chamäleon. Das wechselt nur die Farbe, nicht die Gesinnung. Bush war eine erste böse Zumutung des neuen Jahrtausends. Derzeit fügen sich die Sätze zu diesem Urteil wie etwas schon immer Selbstverständliches. Es gilt aber, solche Sätze im Augenblick zu sagen, da sie etwas kosten könnten. Noch der tumbeste US-Präsident ist daher für eine Lehre gut: Hätten mehr Menschen rechtzeitig weniger Furcht vor der Wahrheit, so müssten sie später weniger fürchten.
Quelle: Neues Deutschland