Neue OZ: "Brot und Spiele" auf Chinesisch
Archivmeldung vom 29.04.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittOlympia 2008, Expo 2010: Für Chinas Führung sind diese spektakulären Veranstaltungen im Reich der Mitte in erster Linie gigantische Bühnen, auf denen der Welt und dem eigenen Volk die wirtschaftliche Stärke, politische Bedeutung und kulturelle Einzigartigkeit der Großmacht demonstriert werden. Das erinnert so manchen Beobachter an die Maxime römischer Kaiser: Panem et circenses - Brot und Spiele.
Kritik und Desinteresse des Auslandes an der glitzernden Scheinwelt werden vom Politbüro in Peking nicht geduldet. Mehr noch: Wer bei der Expo nur kleckern statt klotzen wollte, erhielt unmissverständliche Hinweise auf eine Trübung der bilateralen Beziehungen. Den Groll Chinas will und kann sich heutzutage kein Staat mehr leisten. So tragen nun 192 Länder - so viele wie noch nie - mit ihren kostspieligen Pavillons ebenso zur Expo der Superlative bei wie die geplanten Visiten von hundert Staats- und Regierungschefs.
Bleibt zu hoffen, dass das Ausstellungsmotto "Eine bessere Stadt, ein besseres Leben" nicht zu kurz kommt. Gerade China mit seinen 170 Millionenstädten ächzt unter der zunehmenden Landflucht. Probleme mit Versorgung, Verkehr, Umweltverschmutzung, Müll, Energie und Abwasser werden immer größer. Doch was nützen die besten Lösungsansätze, wenn sich die Bürger dazu nicht äußern dürfen?
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung