Westfalenpost: Nadelstiche und mehr Vorteil für die Lokführer
Archivmeldung vom 10.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Streik bei der Güterbahn entfaltet seine Wirkung. Sowohl auf der Schiene als auch - viel subtiler - in den Köpfen der Beteiligten. Der Ausstand, deutlich fühlbar für die Deutsche Bahn AG, gleicht einer Politik der Nadelstiche. Nadelstiche, die zu Messerstichen werden können, wenn der Streik länger andauert.
Beide Tarifparteien werden allmählich nervös, weil sie sich ein
Nachgeben und damit eine Niederlage nicht leisten können. Mit den
Unternehmen und ihren Verbänden haben zudem Mitspieler am Tisch Platz
genommen, deren Einfluss ungleich größer ist als der von
Berufspendlern, deren S-Bahnen ausgefallen sind. Jetzt steht das Wort
vom volkswirtschaftlichen Schaden im Raum, es sind nicht mehr nur
Verspätungen auf dem Weg zur Arbeit. Das hat deutlich mehr Gewicht.
Bahnchef Mehdorn hat zuletzt zwei herbe Dämpfer hinnehmen müssen.
Zwei seiner Joker haben nicht gestochen. Die Gerichte werden diesen
Tarifkonflikt nicht entscheiden - das ist gut so - und Kanzlerin
Merkel hat Mehdorn auf sein Hilfeersuchen hin kühl abblitzen lassen.
Jetzt steht er ziemlich allein da.
Verständlich, dass man in einer solchen Situation einen Gegner, den
man nicht niederringen kann, mit Drohgebärden zu beeindrucken sucht.
Der Hinweis, die Lokführer in eine eigene Servicegesellschaft
auszugliedern, ist ein Rückgriff auf die psychologische
Kriegsführung. Mehdorn will die Lokführer auseinander dividieren. Ein
durchsichtiger, fast schon verzweifelt wirkender Versuch.
Die Wirtschaftsverbände lassen nicht mit sich spaßen. Das weiß der
Bahnchef. Die Zeit arbeitet ab jetzt für die Gewerkschaft.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost