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Börsen-Zeitung: Browns Schwatzbude

Archivmeldung vom 19.01.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.01.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Finanzminister Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und Italiens haben sich in Paris getroffen. Es ging um die Bewältigung der Finanzmarktkrise - also etwas Wichtiges - und die Vorbereitung eines Treffens der Regierungschefs derselben Ländergruppe zum selben Thema am 29. Januar in London. Um welche Gruppe handelt es sich aber?

Für ein G7-Treffen sitzen eindeutig zu wenig Länder am Tisch, eine G4 als europäisches Substrat der G7 gibt es nicht. Ginge es darum, Europas wichtigste Finanzplätze zu repräsentieren, müsste man zumindest auch die Schweiz und Luxemburg berücksichtigen. Des Rätsels einfache Lösung: Die Treffen sind weniger dazu gedacht, Wege aus der Finanzmarktkrise zu weisen, als der britischen Regierung aus der Patsche zu helfen.

Kurz vor Jahreswechsel, als Northern Rock und andere Ärgernisse immer mehr am Ruf des britischen Premiers Gordon Brown kratzten, zog dieser die Idee vom Finanzkrisengipfel europäischer Großmächte einem Karnickel gleich aus dem Hut. Brown handelte nach einem alten Erfolgsrezept, um sich mit einer internationalen Führungsrolle in Szene zu setzen. Sein Glanzstück war die berühmt-berüchtigte G7-Aktion zur "Rettung Afrikas" auf britischem Boden. Zur Rettung der Finanzmärkte wird es zwar keine Foto-Opportunities mit Bono und Bob Geldorf geben, dafür aber mit Angela Merkel und Nicolas Sarkozy.

Tatsächlich wollte Brown nur die Bundeskanzlerin und den französischen Präsidenten einladen. Dann moserte G7-Mitglied Italien und wurde hinzugebeten. Danach schimpften andere EU-Staaten und die EU-Kommission. In letzter Minute kam Währungskommissar Joaquín Almunia mit nach Paris, während Kommissionspräsident Manuel Barroso nach London darf.

Das Pariser Treffen brachte als "Vorzeigbares" den Wunsch nach mehr Koordination der Aufsichtsbehörden und nach Stärkung der Rolle des Internationalen Währungsfonds. Bei Ersterem handelt es sich um eine bereits laufende EU-Initiative, bei Letzterem um eine Angelegenheit, bei der ohne die USA gar nichts geht. Dem "G?"-Gipfel am 29. Januar kann man entspannt entgegensehen. Es geht nicht darum, das (große) Rad an den Finanzmärkten neu zu erfinden, sondern Brown einen Gefallen zu tun. Immerhin hat er ja den Lissabon-Vertrag unterzeichnet.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Norbert Hellmann)

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