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Westdeutsche Zeitung: Währungspolitik

Archivmeldung vom 08.10.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es ist nur wenige Monate her, dass in den USA Ökonomen und andere sogenannte Experten noch den Untergang des Euro voraussagten. Gegenüber dem Dollar sei bald mit Parität zu rechnen, meinten sie. Die Talfahrt werde sich dann weiter fortsetzen und die europäische Gemeinschaftswährung bald der Vergangenheit angehören. Die Kluft zwischen jenen, die ihre Haushalte im Griff haben und den hochverschuldeten europäischen Ländern sei zu tief, als dass die Währungsunion noch lange Bestand haben könnte.

Diese Tage aber scheinen längst vergessen zu sein. Heute, inmitten einer Konjunkturerholung, die mit der Ausnahme des Musterschülers Deutschland in den Industrieländern sehr zaghaft über die Bühne geht, hat sich das Blatt dramatisch gewendet. Ein ganz anderes Thema steht in den Schlagzeilen: Genau jene "Experten", die im Frühjahr den Euro totzureden versuchten, sagen für die europäische Gemeinschaftswährung nun einen fortgesetzten Höhenflug voraus und warnen vielmehr vor den Folgen eines Abwertungswettlaufs zwischen den USA und den Schwellenländern, der katastrophale Folgen haben könnte. Seit geraumer Zeit steht China am Pranger, das seine Rolle als globale Konjunkturlok einer Exportwirtschaft verdankt, die vom künstlich verbilligten Yuan profitiert. Auf diesen Zug wollen aber nun auch andere Länder springen, die erkennen, dass durch Abwertungen die eigenen Exporte bessere Chancen haben. Asiatische und südamerikanische Schwellenländer versuchen, über Geldpolitik und Kapitalverkehrskontrollen den Wechselkurs zu drücken. Und selbst die Amerikaner sehen wohlwollend zu, wie der Dollar seine jüngste Talfahrt fortsetzt. Lediglich der Euro steht seinen Mann. Überflutet die amerikanische Notenbank durch massive Anleihenkäufe die Märkte mit noch mehr Liquidität, dann würde der Dollar weiter fallen und das Wettrennen in einen regelrechten Währungskrieg ausarten. Die Folgen wären katastrophal. Die Inflationsspirale käme wieder in Bewegung, und andere Länder würden mit Schutzzöllen sowie anderen protektionistischen Maßnahmen antworten. Genau das aber könnte einen Aufschwung, der auch ohnedies mit erheblichen Risiken behaftet ist, komplett abwürgen.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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