Neue Westfälische (Bielefeld): Feldherr Sarkozy
Archivmeldung vom 26.03.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFrankreichs Präsident Nicolas Sarkozy macht in diesen Tagen den Lautsprecher und dabei den Eindruck, er wolle in alte koloniale Verhaltensweisen zurückfallen. So richtig es ist, den libyschen Despoten Gaddafi daran zu hindern, sein eigenes Volk zu massakrieren, so falsch ist es, gleich jeden arabischen Despoten mit Krieg zu bedrohen. Das ist Willkür.
Nicht alles, was in den Augen des Westens nicht in Ordnung ist oder unseren Vorstellungen von Demokratie nicht entspricht, muss mit Waffengewalt geändert werden. Der schnelle Einsatz von Militär sollte der Vergangenheit angehören, denn er hat massiv zum Ansehensverlust der westlichen Wertegemeinschaft im Nahen Osten geführt. Zumal damit meist eigene Interessen verfolgt wurden. Es ist ein richtiger, aber schmaler Grat, auf dem sich UNO, NATO und die Europäische Union derzeit in Libyen bewegen. Natürlich darf die Staatengemeinschaft nicht zusehen bei solchen Vorfällen. Letztlich aber müssen die Völker des Nahen Ostens ihre Regierungsform selbst bestimmen, nach Stand der Dinge selbst erkämpfen. Ägypten, Tunesien, der Jemen, vielleicht auch Libyen und Syrien werden einen sehr schweren, aber eigenen Weg in Richtung Demokratie gehen müssen. Dieser Weg wird an vielen Stellen anders sein, als es sich der Westen vorstellt. Das ist das Wesen von Demokratie: das andere zulassen und nicht immer die einfache Lösung bevorzugen. Im Irak hat der Versuch, dem Land mal eben schnell die Demokratie überzustülpen, fürchterliche Folgen. Das ist zu bedenken beim Einsatz von Militär.
Quelle: Neue Westfälische