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Börsen-Zeitung: Bruchlandung

Archivmeldung vom 15.02.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.02.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Wenige Wochen vor dem Wechsel an der Konzernspitze musste Airbus eingestehen, mit dem A380-Geschäftsmodell gescheitert zu sein. Die Bruchlandung mit dem Großraumflugzeug zeichnete sich ab. Das Neugeschäft stockte seit langem. Der Bedarf der Airlines war längst gedeckt. In seinem anfänglichen Überschwang schätzte das Management das Marktpotenzial viel zu hoch ein.

Die Fehlplanung trug den Keim des Debakels in sich. Statt kalkulierten 1235 Stück als Gesamtabsatz bestellten die Luftfahrtgesellschaften nur 313. Für viele Airlines ist der schwere A380 unwirtschaftlich. Das Aus des Prestigefliegers war damit nur noch eine Frage der Zeit. Als nun auch noch der Großabnehmer Emirates absprang und Folgeaufträge umschichtete, zog der scheidende Konzernchef Tom Enders die Reißleine.

Dabei hätte er das schon vor Jahren tun können. Als Finanzchef Harald Wilhelm, der im April als CFO zu Daimler wechselt, im Dezember 2014 auf einer Investorenkonferenz in London die Tragfähigkeit der Baureihe öffentlich in Frage stellte, hätte das ihm fast das Amt gekostet.

Wilhelm schenkte aber seinerzeit den Anlegern wenigstens reinen Wein ein, während andere Konzernmanager immer noch gute Miene zum bösen Spiel machten - einschließlich Enders. Eine Neumotorisierung wurde ad acta gelegt, als sich für die Triebwerkhersteller abzeichnete, dass dafür schlichtweg keine ausreichende Nachfrage bestand. Enders und seine Mannschaft spielten auf Zeit in der Hoffnung, dass irgendwann die Nachfrage wieder anzieht. Dadurch verlor Airbus aber viel wertvolle Zeit, um eine Lösung für die Dauerbaustelle zu finden. Der A380, der über 12 Mrd. Euro an Entwicklungskosten verschlang, sorgte unter dem Strich für einen hohen Verlust.

Positiv an dem Desaster aus Sicht der Anleger ist nur, dass jetzt endlich Klarheit herrscht. Sie reagierten deshalb erleichtert. Das lag auch daran, dass die A380-Belastung mit 463 Mill. Euro noch relativ überschaubar ist. Mancher befürchtete höhere Mehrkosten. Airbus steckt das ruhmlose Kapitel gut weg. Erleichtert wird dies dadurch, dass die Geschäfte mit dem modernen Mittelstreckenflugzeug A320neo und dem neuen Langstreckenmodell A350 gut laufen. Trotz der A380-Krise konnte Airbus mit einem deutlichen Gewinnzuwachs die Analystenschätzungen übertreffen.

Wenn Guillaume Faury im April den CEO-Posten übernimmt, muss dieser sich nun wenigstens mit einer Last weniger herumschlagen. Baustellen hat Airbus aber noch genug.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Stefan Kroneck

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