Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) schreibt zur Entführung von drei Deutschen im Osten der Türkei
Archivmeldung vom 11.07.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Berg Ararat hat Symbolkraft. Dort soll die Arche Noahs aufgelegt haben, als die Sintflut vorbei war, und dorthin kehrte die Taube mit einem Ölzweig zurück, dem Zeichen, dass die Geretteten und Schuldlosen an Land gehen konnte.
Dort nun hat die Kurdische Arbeiterpartei zugeschlagen und drei unschuldige Deutsche als Geiseln genommen. Die Vermutung liegt nahe, dass sie die Aufhebung eines Verbots erreichen will, das am 19. Juni über den Fernsehsender Roj TV verhängt wurde, der im Kurdengebiet und woanders mehr oder weniger Propaganda für die PKK machte. Eines also ist klar: Die Entführung am Ararat hat politischen Charakter. Die PKK nutzt eine Schwächephase der türkischen Regierung, die momentan gegen die Kemalisten, die Gralshüter des Laizismus in der Türkei, um ihre Existenz ringen muss. Sowohl die Islamisten unter Erdogan als auch die kemalistischen Generäle sind nationale Eiferer. Beide Seiten empfinden die Kurden als Bedrohung der nationalen Integrität. Beide Seiten werden lieber die Deutschen opfern als auch nur einen Deut nachzugeben. Aber solange man zu Mitteln greift, wie es die PKK tut, oder wie die Generäle und das Regime Erdogan im Namen einer Ideologie die Menschenrechte missachtet, solange kann man aus der Arche, um im Bild zu bleiben, nicht in eine friedliche Welt aussteigen. Tourismus in ideologisierten Ländern ist jedenfalls immer ein Risiko.
Quelle: Westfalen-Blatt