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Gutes Timing

Archivmeldung vom 23.10.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.10.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Die Fluggesellschaft Condor hat den Branchenkollegen einiges voraus. Als Airlines nach Ausbruch der Coronavirus-Pandemie tief in die Krise rutschten, befand sich Condor längst im Krisenmodus - ausgelöst durch die Insolvenz der Muttergesellschaft Thomas Cook vor etwas mehr als einem Jahr. Obwohl die Fluglinie wirtschaftlich gut dastand, musste sie unter einen Schutzschirm flüchten, um sich dem Zugriff der Gläubiger der Mutter zu entziehen.

Im Rückblick könnte man nun fast von gutem Timing sprechen. Denn unter dem Schutzschirm, der Ende November verlassen wird, wurde ein strikter Sanierungskurs eingeschlagen, der dem Unternehmen nun zugutekommt. Lufthansa und andere werkeln noch an Sparmaßnahmen und ringen mit Gewerkschaften um Zugeständnisse, das hat Condor längst abgearbeitet. Unter den deutschen Airlines ist die Ferienfluggesellschaft derzeit sicher die mit der günstigsten Kostenstruktur.

Nun soll der Neustart erst einmal ohne Investor gelingen, denn diesen - die Mutterfirma der polnischen Lot - hatte die Coronakrise wenige Wochen nach der Einigung in die Flucht getrieben. Auch das könnte sich am Ende als Segen erweisen, denn nun kann Airline-Chef Ralf Teckentrup das Unternehmen ohne zu viel lästige Einmischung von außen für die Zeit nach der Krise noch wetterfester machen. Finanziell abgesichert ist die Condor zunächst durch Überbrückungsdarlehen der KfW im Volumen von 550 Mill. Euro. Geld wird angeblich keines verbrannt, da nur geflogen wird, wenn das mindestens kostendeckend möglich ist.

Nun hängt für die Condor und die gesamte Branche viel davon ab, wie es mit den Reisebeschränkungen wegen der Coronavirus-Pandemie weitergeht. Viele hoffen, dass es dank Schnelltests bald wieder möglich sein wird, mehr zu reisen, doch noch hält die Politik an ihrem rigiden Quarantäneregime fest. Dabei sorgt nicht das Reisen für die Verbreitung des Virus, sondern das Ignorieren von Verhaltensregeln wie Abstand halten und Maske tragen.

Am Ende könnte Condor dann doch noch bei einem alten Bekannten landen. Denn wenn die Wettbewerbsbehörden bereit wären, aufgrund der besonderen Umstände das ein oder andere Auge zuzudrücken, könnte es doch noch zur Annäherung zwischen Condor und der ehemaligen Mutter Lufthansa kommen. Für die Lufthansa wäre auch die anstehende Erneuerung der Condor-Langstreckenflotte kein großes Problem - ausreichend Flugzeuge hat die deutsche Fluglinie bestellt und wird sie selbst auf absehbare Zeit vermutlich nicht alle brauchen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Lisa Schmelzer

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