Badische Neueste Nachrichten: Ein Wendepunkt
Archivmeldung vom 14.09.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHunderttausende Katalanen haben sich vor kurzem an der Hand genommen, um für einen unabhängigen katalanischen Staat zu demonstrieren. Was die Menschen auf den ersten Blick einte, waren ihre strahlenden Gesichter. All das Glück, das sie empfanden, wäre einer größeren Sache wert gewesen. Weswegen waren sie auf die Straße gegangen? Um auf der europäischen Landkarte eine neue Grenze einzuzeichnen. Ganz so als würde eine neue europäische Grenze die Welt zu einem besseren Ort machen. Eine Abspaltung Kataloniens vom Rest Spaniens würde wahrscheinlich noch nicht einmal Katalonien zu einem besseren Ort machen.
Die Katalanen hätten keinen König mehr und der FC Barcelona würde nicht mehr in der spanischen Liga gegen Real Madrid antreten. Ansonsten bliebe Katalonien so demokratisch, so rechtsstaatlich, so wohlhabend und so korrupt wie jetzt als Teil Spaniens. Die Staatsgrenzen, die sich über den Globus ziehen, sind keine natürlichen Grenzen. Sie sind das Ergebnis historischer Zufälle, sie sind das Ergebnis von Kriegen, von Verhandlungen, von königlichen Hochzeiten. Die katalanischen Separatisten berufen sich bei ihrem Wunsch nach Unabhängigkeit auf historische und auf wirtschaftliche Gründe. Die Gründung eines katalanischen Staates würde viele Wunden aufreißen. Sie würde Spanier in Katalonien und Katalanen in Spanien zu Ausländern erklären. Die katalanischen Separatisten reden von ihrer Freiheit, als lebten sie heute in Unfreiheit. Der Geist des Nationalismus ist aus der Flasche entwichen. Er wird so rasch nicht mehr in die Flasche zurückkehren.
Quelle: Badische Neueste Nachrichten (ots)