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Kostspielige Abhängigkeiten

Archivmeldung vom 18.08.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.08.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Die gute Nachricht vorweg: In dem für das erste Halbjahr ausgewiesenen Nettoverlust von Uniper von mehr als 12 Mrd. Euro sind die künftig erwarteten Verluste aus der Ersatzbeschaffung von Gas weitestgehend enthalten. Zwar hängt der genaue Betrag am Ende auch davon ab, wie viel Gas die russische Gazprom tatsächlich liefert, doch wird dem ungebremsten Verlustaufbau von Oktober an mit der Gasumlage Einhalt geboten. Dann muss Uniper "nur noch" 10 Prozent der Mehrkosten der Ersatzbeschaffung tragen.

Die schlechte Nachricht aber ist: Das Ende Juli zwischen Bundesregierung, Uniper und Fortum beschlossene Rettungspaket im Volumen von 15 Mrd. Euro wird aller Voraussicht nach nicht ausreichen. Bis zum 17. August sind Verluste aus der Ersatzbeschaffung von 3,8 Mrd. Euro aufgelaufen, durchschnittlich gut 60 Mill. Euro täglich. Basierend auf diesem Durchschnittswert wird sich bis Ende September ein Verlust von 6,5 Mrd. Euro anhäufen. Im Zweifel wird der tatsächliche Verlust höher ausfallen, eilt der Gaspreis derzeit doch von Rekord zu Rekord und verteuert die Ersatzbeschaffung.

Gemäß der Vereinbarung hat sich der Bund verpflichtet, weitere Stabilisierungsmaßnahmen zu ergreifen, sollte der Nettoverlust aus der Ersatzbeschaffung 7 Mrd. Euro übersteigen. Zu welchem Instrument dann gegriffen wird, ist offen. Fest steht lediglich, dass die Altaktionäre von Uniper - allen voran die finnische Mehrheitsaktionärin Fortum - nicht weiter verwässert werden. Frisches Eigenkapital kommt also nicht infrage. Zugleich muss die Unterstützung so ausgestaltet werden, dass es unter Beihilfegesichtspunkten grünes Licht aus Brüssel gibt.

Fortum hat angesichts der dramatischen Entwicklung inzwischen aber auch das Interesse an Uniper verloren. Von einer Übernahme samt vollständiger Inte­gration in Fortum ist spätestens seit dem Jahreswechsel keine Rede mehr. Damals trat der immense Liquiditätsbedarf der deutschen Tochter als Folge der gestiegenen Gaspreise erstmals zutage. Fortum stopfte das Loch mit einem Darlehen und einer Garantie von zusammen 8 Mrd. Euro. Geld, an das so schnell nicht mehr heranzukommen ist.

An zusätzlichen Rettungsmaßnahmen des Staates führt kein Weg vorbei. Dazu hängt die deutsche Gasversorgung zu stark von Uniper ab. Doch wie bei der Abhängigkeit von russischem Gas gilt auch hier die Frage: Wie stark sollte sich ein Industrieland wie Deutschland von einem einzelnen Unternehmen der systemrelevanten Infrastruktur abhängig machen?

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Annette Becker

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