Lausitzer Rundschau: Zur Debatte um den Klimaschutz: Trügerische Sicherheit
Archivmeldung vom 23.02.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit dem Klima verhält es sich ungefähr so wie mit dem Rauchen: Wer eine Zigarette inhaliert, fällt davon nicht sofort tot um. Es ist sogar möglich, über Jahre mehrere Päckchen täglich zu konsumieren, ohne unerträgliche körperliche Beeinträchtigungen zu spüren.
Eine Tatsache, die manchen Nikotinabhängigen zu der
Überzeugung bringen mag, all die Warnungen vor den Gefahren des
Tabaks seien nichts weiter als Panikmache. Bis dann der Körper eines
Tages doch nicht mehr die Kraft hat, sich gegen die schleichende
Vergiftung zu wehren. Chronische Bronchitis. Arteriosklerose.
Raucherbein. Lungenkrebs. Exitus.
Es ist diese jahrzentelange Verzögerung zwischen Ursache und Wirkung,
die auch in Sachen Klimawandel dazu verführt hat, sich in
trügerischer Sicherheit zu wiegen. Schließlich hat der weltweite
Ausstoß von Treibhausgasen seit den 70er Jahren zwar um mehr als 50
Prozent zugenommen. Doch hat er bis zum heutigen Tag kaum Folgen
gehabt, die wir hierzulande am eigenen Leib schmerzhaft zu spüren
bekommen - abgesehen von einigen Wetterkapriolen, deren direkter
Zusammenhang mit dem Klimawandel nicht nachweisbar ist. Aus diesem
Zusammenhang erklärt sich, dass umweltpolitische Themen in den
vergangenen Jahren wenig Konjunktur hatten und dass jene, die
unermüdlich vor den Folgen der zunehmenden Erderwärmung warnten, als
Untergangspropheten belächelt wurden. So schlimm werde es schon nicht
kommen, war die vorherrschende Meinung - an der sich nicht zuletzt
die deutschen Automobilkonzerne orientierten, die sich nun gefallen
lassen müssen, dass Politiker wie die Grüne Renate Künast die
Bevölkerung zum Kauf umweltfreundlicher japanischer Autos auffordern.
Mit der Vorlage von Teil eins des UN-Klimaberichts vor wenigen Wochen
und den nun durchgesickerten Auszügen aus Teil drei ist jenes Gefühl
der Sicherheit massiv und nachhaltig erschüttert worden. Es steht
fest: Der Klimawandel ist Realität, und die Menschheit hat nur noch
wenig Zeit seine Auswirkungen so zu lindern, dass aus dem Wandel
keine Katastrophe wird. Dass diese späte Einsicht weit reichende
Folgen haben muss, auch und gerade für eine Energieregion wie die
Lausitz, zeigt sich schon aus den erregten Debatten der vergangenen
Tage - von der Kfz-Steuer über das Braunkohleprivileg bis hin zu
einem möglichen Verbot von Glühbirnen.
Um zum Bild vom Raucher zurückzukehren: Wir befinden uns gerade in
der Phase der Erkenntnis, dass das, was wir tun, schädlich für uns
ist. Wir können jetzt ein paar Zigaretten weniger rauchen. Oder dem
Tabak radikal entsagen. Nur auf eines können wir uns nicht verlassen:
Dass die Sache schon ein gutes Ende nehmen wird, egal wie wir uns
entscheiden.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau