Straubinger Tagblatt: Langzeitarbeitslose in die Praxiswerkstatt
Archivmeldung vom 18.07.2017
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.07.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttNatürlich wird es sehr schwer, einen großen Teil der Langzeitarbeitslosen dauerhaft in einen regulären Job zu vermitteln - das verhindern häufig eine schlechte oder nicht vorhandene Qualifizierung, gesundheitliche Einschränkungen, Sucht, zerrüttete Familienverhältnisse oder schlicht Motivationsprobleme.
Dennoch mehren sich auch bei den Arbeitgebern die Stimmen, die nach einem Kraftakt zur Einbindung von Langzeitarbeitslosen rufen. Dafür sind aber nicht nur politische Weichenstellungen samt großer Investitionen in Förderprogramme nötig. Auch die Arbeitgeber selbst müssen sich bewegen. Immer wieder sind ihre Anforderungen zu hoch und ihre Rücksichtnahme auf schwierige Lebensumstände zu gering, wenn Langzeitarbeitslose doch mal eine Chance bekommen - und dann schnell wieder scheitern. Das führt auf beiden Seiten zwangsläufig zu Frust.
Ein Mensch, der ein Jahr oder länger in der Arbeitslosigkeit hing, kann nicht vom einen auf den anderen Tag voll den Ansprüchen genügen. Längere Eingewöhnungsphasen in einer Art Praxiswerkstatt wären deshalb für alle Beteiligten sinnvoll. So könnten beispielsweise dreimonatige Förderungsmaßnahmen der Jobcenter ein sinnvoller Ansatz sein, die durchgeführt von Bildungsträgern theoretisch unterfüttert, aber vor allem praxisorienert auf eine Mitarbeit in einem bestimmten Unternehmen vorbereiten. So ließe sich das Ziel einer langfristigen Übernahme womöglich leichter realisieren, weil der Arbeitgeber bereits während der Fördermaßnahme seine Vorstellungen einbringen kann, an die sich der bislang Arbeitslose - im besten Fall - Zug um Zug gewöhnt und diese schließlich auch umsetzt.
Quelle: Straubinger Tagblatt (ots)