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Börsen-Zeitung: Postwendend

Archivmeldung vom 15.09.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.09.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Erneut verliert die Deutsche Post ein Stück Glaubwürdigkeit. Nur wenige Tage nachdem dementiert wurde, dass Finanzvorstand Edgar Ernst den Konzern verlässt, wird eben dies ad hoc mitgeteilt. Mit Ernst geht der am längsten amtierende Finanzchef im Dax, ein Duzfreund von Konzernchef Klaus Zumwinkel, den er bei der Umgestaltung von der Bundespost in einen internationalen Logistikriesen begleitete.

Auf Ernst folgt John Allan, der seit der Exel-Übernahme im Vorstand die Logistik verantwortet.

In seiner neuen Funktion wird der Brite auch zuständig sein für die künftige Kapitalmarktstrategie, die am 8. November präsentiert werden soll. Allans Posten als Vorstand für Logistik geht an Frank Appel, der diese Aufgabe zusätzlich zur Verantwortung für das ausländische Briefgeschäft und das Qualitäts- und Kundenorientierungsprogramm First Choice übernimmt. Appel gilt als Zumwinkels Kronprinz, ohne dass sich der Aufsichtsrat unter Ex-Lufthansa-Chef Jürgen Weber je dazu äußerte. Allan wird nächstes Jahr 60 - als Mann der Zukunft kann er kaum punkten.

Einen radikalen Schnitt markiert der Wechsel nicht - sonst wäre ein externer CFO verpflichtet worden. Allan will die Struktur nicht antasten. Das bedeutet, dass die Postbank - auch nicht mehr Everybody's Darling - im Konzern bleibt.

Investoren begrüßen den neuen Herrn der Post-Zahlen - wenn auch nicht euphorisch. Der Kurs legte am Freitag knapp 2% zu. Analysten bescheinigen Allan, er habe als Exel-Chef ein gutes Händchen für den Kapitalmarkt gehabt, und der Brite komme in der Londoner City an. Das ist auch nötig, denn die Post steht unter Druck. Ihr werden mangelnde Transparenz, zu wenig Augenmerk auf Cash-Generierung, Express-Verluste in den USA und der Konglomeratsabschlag angekreidet. Die Aktie notiert unter dem IPO-Preis von 2000.

Keine gute Figur macht Zumwinkel, der sich ja auch als Telekom-Aufsichtsratschef nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ernsts Weggang muss insofern als Bauernopfer gelten. Einleuchtend ist, dass der seit 1990 amtierende Vorsitzende bei seinem für Ende nächsten Jahres ins Auge gefassten Wechsel in den Ruhestand gerne Applaus von allen Seiten ernten möchte. Der Kapitalmarkt lässt die Hände in den Taschen, eine solche Rochade wie jetzt wirkt verzweifelt. Zumwinkel sollte seinem Nachfolger früher den Weg freimachen.

Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung

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