Neue Westfälische (Bielefeld): Doppelgipfel in Kanada
Archivmeldung vom 28.06.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin Doppelgipfel kreißte - und gebar reihenweise Mäuschen. Das war angesichts der unterschiedlichen Ausgangslagen beim Treffen von G 8 und G 20 auch nicht anders zu erwarten. Die diplomatische Formelsprache und die freundlichen Worte, die vor allem Merkel und Obama in Toronto füreinander fanden, konnten über die Differenzen gerade zwischen Deutschland und den USA nicht hinwegtäuschen.
Vor allem aufs heimische Publikum zielten beide im Streit um Mehrausgaben oder Sparzwang. Die Amerikaner, die in Schulden traditionell nichts Verwerfliches sehen, setzen weiter auf kostspielige Programme, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Deutschen, denen der Beinah-Kollaps des Euros schwer in den Knochen sitzt, treten hingegen auf die Schuldenbremse. Dass der gegenwärtige Streit ums Geld, das man nicht hat, das transatlantische Verhältnis noch lange belastet, steht indes kaum zu erwarten. Denn auch die USA werden angesichts ihrer ausufernden Schuldenlast nicht umhinkommen, ihre Politik der heißen Notenpresse zu korrigieren. Auch in den eigenen Reihen sinkt die Bereitschaft, die Staatsschatulle für immer neue Ausgaben zu öffnen. Das dämpfte in Toronto Obamas Lust am Konflikt und schuf Raum für Kompromissformeln, die freilich mehr verkleistern als klären.
Quelle: Neue Westfälische