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Westdeutsche Zeitung: Die G8 sollten sich schnell zu den G13 erweitern

Archivmeldung vom 10.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Satte 356 Millionen Euro soll die Politik-Show namens "G8" gekostet haben. Wenn man sich vor Augen führt, dass Hollywood für den Preis drei Filme vom "Titanic"-Format produzieren könnte, war der Unterhaltungswert eher gering. Greifbare Erfolge jenseits dieser pompösen Inszenierung waren ohnehin nicht erwartet worden.

Ob es der Klimawandel ist oder die explodierenden Öl- und Lebensmittelpreise: Das Schlussprotokoll, auf dem mögliche Lösungen für die globalen Krisen formuliert wurden, ist das Papier nicht wert, auf dem es steht. Die G8, das hat sich einmal mehr gezeigt, sind ein Club von vorgestern. Angefangen hatte alles 1975 mit der Gruppe der sechs (G6) - also Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und den USA. Sie wollten sich vor allem in der Wirtschaftspolitik koordinieren. Ein Jahr später trat Kanada dem exklusiven Club bei (G7), 1998 dann mit eingeschränkten Rechten Russland - als Trostpflaster dafür, dass es den Supermacht-Status verloren hatte. Ansonsten ignoriert die Konstruktion beharrlich die tatsächlichen Verhältnisse in der Welt. Brasilien und Indien gehören zu den zehn bevölkerungsreichsten Staaten; Mexiko und Südafrika sind bedeutende Regionalmächte; China ist weltweit die viertgrößte Volkswirtschaft mit riesigem Wachstumspotenzial. Sie alle sitzen trotzdem nur am G8-Katzentisch. Im Klartext: Kanada und Italien gelten als Industrienationen - und China soll nur ein Schwellenland sein? Absurd! Eine globalisierte Wirtschaft erfordert eine globalisierte Politik. Dazu bedarf es Institutionen, die nicht allein vom Westen dominiert sind, sondern die alle wichtigen Regionen der Welt einschließen. Aus den G8 sollten daher möglichst schnell wenigstens die G13 werden: mit China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika. Diese fünf Länder tragen schon heute knapp ein Drittel zu den Treibhausgas-Emissionen bei. Der Hunger ihrer Bevölkerungen lässt die Lebensmittelpreise steigen, der Energiehunger ihrer Industrien die Ölpreise. Die westlichen Staaten müssen "die Neuen" auf Augenhöhe bringen. Tun sie es nicht, provozieren sie nur Trotzreaktionen. Bei der "Titanic" gibt es kein Happy-End. Das Schiff geht unter. Ob die Welt glimpflicher davonkommt?

Quelle: Westdeutsche Zeitung (von Alexander Marinos)

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