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Hamburger Abendblatt zur Hungersnot in Afrika

Archivmeldung vom 30.07.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.07.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Bilder sind unerträglich - und sie kommen alle paar Jahre wieder. Verzweifelte und ausgemergelte Männer, Frauen und Kinder in Afrika, die nur noch mit der Hilfe von ?außen überleben können, erreichen mit letzter Kraft Flüchtlingslager - und per Fernsehen oder Zeitung unsere Wohnzimmer. Die Ursachen für die Misere sind bekannt: Leer gefischte Meere, von internationalen Konzernen aufgekaufte Äcker, Spekulationen auf dem globalen Lebensmittelmarkt - und natürlich die große Dürre.

Hinzu kommen aber auch eine fehlende oder zerstörte Infrastruktur, korrupte und bürokratische Regierungen oder die weitgehende Abwesenheit staatlicher Strukturen wie seit nunmehr fast 20 Jahren in Somalia. In die administrative Lücke sind islamistische Milizen und egoistische Stammeshäuptlinge gestoßen, die das Elend auf die Spitze treiben. In dieser geradezu aussichtslosen Lage gibt es kein Patentrezept für die schnelle Lösung aller Probleme. Aber schulterzuckend wegschauen kann für den Westen, der außer wirtschaftlichen Interessen stets auch ethische und moralische Ansprüche für sich reklamiert, keine Option sein. Nothilfe für die Hungernden, die für die politische Situation ohnehin nichts können, ist das Mindeste. Soll sich diese Situation nicht alle Jahre wieder am Horn von Afrika oder in irgendeiner anderen Region der sich ausbreitenden Sahelzone wiederholen, sind aber langfristige Maßnahmen unabdingbar. Der Kontinent muss vor allem politisch stabilisiert werden, wenn nötig und möglich auch mit Druck auf die Herrschenden. Afrika ist nicht ohne Afrika zu helfen. Dazu muss es aber auch befähigt werden. In diesem Zusammenhang müssten der Westen und auch China oder andere auf dem Kontinent engagierte Staaten noch einmal nachrechnen, ob wirtschaftliche Partnerschaft auf die Dauer nicht finanziell wie ethisch profitabler ist als die Jagd nach dem schnellen Gewinn mit dem sich immer wieder anschließenden Teufelskreis aus Flüchtlingsströmen, Hilfsaktionen und sich radikalisierenden politisch-religiösen Bewegungen. Das mag im Moment unfassbarer Not wie eine blauäugige ferne Utopie klingen. Aber kein menschengemachtes Schicksal, auch nicht das Afrikas, ist unabänderlich. Im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Indien das Synonym für Hunger. Heute gilt der Subkontinent als kommende Wirtschafts- und Weltmacht.

Quelle: HAMBURGER ABENDBLATT (ots)

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