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Börsen-Zeitung: Viel Grau im Maschinenbau

Archivmeldung vom 02.04.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.04.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Auch in Hannover zeigt der Frühling seine Pracht. Stahlblauer Himmel, die Sonne brennt, und die Kirschbäume stehen in voller Blüte und sorgen für einen dicken Tupfer Rosarot. So sieht es aus auf dem weitläufigen Gelände der Hannover Messe, wo sich die deutsche Investitionsgüterindustrie der Welt in allerbestem Licht zeigen kann.

Und da verderben ausgerechnet die Maschinenbauer, die die Hauptrolle auf der Messe spielen, die Stimmung. Eigentlich sieht es das Ritual der Messe vor, dass Deutschlands größte Industriebranche (gemessen an den gut 1 Million Beschäftigten) pflichtschuldig für einen schmeichelhaften Auftakt sorgt und entweder die Prognose erhöht, aus voller Brust bekräftigt oder sie zumindest als "herausfordernd, aber erreichbar" erklärt. Doch die Maschinenbauer blasen dieses Mal nicht wie es sich gehört ordentlich die Backen auf, sondern tun das genaue Gegenteil. Sie zeigen sich pessimistisch und senken ihre Produktionsprognose. Statt Sonnenschein ist die Rede von viel Grau im Maschinenbau.

Die konjunkturelle Abschwächung rund um den Globus, das Brexit-Chaos und der Handelsstreit zwischen den beiden großen Exportkunden USA und China hinterlassen Spuren in der spätzyklischen Branche. Zunehmender Protektionismus ist für die deutschen Produktionstechnikhersteller, die vier von fünf Maschinen exportieren und freien Welthandel brauchen wie die Luft zum Atmen, so toxisch wie ungereinigtes Diesel-Abgas in den Lungen von Kindern, Alten und Kranken. Dass die Autoindustrie, die zu den größten Maschinenbaukunden gehört, in selbst verursachten Schwierigkeiten steckt, ist auch für die Maschinenbauer wenig erfreulich.

All das ist nicht neu, und zum Schwarzmalen besteht deshalb kein Anlass. Der Branchenverband VDMA senkt die Produktionsprognose für 2019 schließlich nur um einen Prozentpunkt und erwartet noch 1,0 Prozent Wachstum. Deshalb stellt sich die Frage, wieso die Maschinenbauer überhaupt auf die seltsame Idee kommen, ausgerechnet die Hannover Messe zum Anlass für eine Prognosesenkung zu nehmen.

So drängt sich der Eindruck auf, dass die Investitionsgüterbranche die Aufmerksamkeit nutzt, um ein Zeichen zu setzen und die Politik auf die Probleme der Mittelständler zu lenken, die im Bann des amerikanisch-chinesischen Handelsstreits stehen. Kümmert euch in Berlin bei der Industriepolitik nicht nur um Großkonzerne und europäische Champions, sondern sorgt euch um den Mittelstand, lautet die Botschaft, die in diesem Jahr von Hannover ausgeht.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Daniel Schauber

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