Rheinische Post: Der erste Streit mit den USA
Archivmeldung vom 08.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSorgt der Besuch der amerikanischen Außenministerin Condoleezza Rice in Berlin schon für die erste Verstimmung zwischen den USA und der neuen Bundesregierung? Wenn man den verbalen Schlagabtausch wertet, dann ist das so. Die Kanzlerin sprach von einem eingestandenen US-Fehler bei der Affäre el-Masri, was die Amerikaner bestreiten.
US-Diplomaten orakeln, was wohl dabei
in Merkels Kopf vorgegangen sei. Beide Seiten halten an ihrer Sicht
fest. Merkel mag mit ihrer Sehweise Druck von den Deutschen genommen
haben, aber geglückt ist das nicht. Der Bundestag wird sich damit
befassen, was deutsche Minister über die CIA-Praktiken wussten. Ein
Fehler-Eingeständnis der USA wäre da hilfreich.
Die USA sind unter Druck geraten. Folter wird von den Europäern
nicht toleriert. Sie gehen gegen sie in der Türkei vor, und sie
nehmen solche Methoden in anderen Weltregionen nicht hin. Wenn
Condoleezza Rice sagt, allen US-Bediensteten sei es künftig weltweit
verboten, Gefangene grausam zu behandeln, klingt das gut. Wenn das
Weiße Haus aber postwendend erklärt, es bleibe bei der bisherigen
Praxis, öffnet sich ein Interpretationsspielraum, der nichts klärt
und die Außenministerin korrigiert. Dies lässt auf einen
Richtungskampf in der Regierung Bush schließen. Deren Kampf gegen den
globalen Terror ist in der Sache mehr als berechtigt, doch die
Methoden müssen rechtsstaatlich bleiben.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post