Südwest Presse: Kommentar: Ausbildung
Archivmeldung vom 11.07.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Handwerk ist personalintensiv. So nennen das die Fachleute. Der Handwerksmeister sagt es anders: Ich brauche viele und gute Mitarbeiter. Deshalb bildet die Branche rekordverdächtig aus: Neun Prozent des Handwerkspersonals in Baden-Württemberg sind Azubis.
Nach einem leichten Rückgang 2008 könnte in diesem Jahr das Minus noch größer werden. Die Alarmrufe aus der Politik werden nicht lange auf sich warten lassen. Als ob es den Handwerksfirmen am guten Willen fehlte. Der anderen Lehrstellenlücke wird dagegen zu wenig Beachtung geschenkt. Auch in diesem Jahr der großen Krise - von der das Handwerk gottlob bisher weitgehend verschont blieb - bleiben in Baden-Württemberg vier- bis fünftausend Ausbildungsplätze unbesetzt. Warum muss sich etwa das Lebensmittelhandwerk (Bäckereien, Fleischereien) jedes Jahr damit abfinden, dass junge Leute auf diese Berufe keinen Bock haben? Welche Lösungsansätze haben wir dazu bisher vernommen? Keine. Der zweite Grund für die leer bleibenden Lehrstellen in den gefragten Berufen ist lange Zeit den Handwerksbetrieben angelastet worden: Sie seien zu anspruchsvoll, verlangten von den Auszubildenden zu viel. Erst nach dem Pisa-Schock durfte laut ausgesprochen werden, was Handwerksmeister lange zuvor leise sagten: Es gibt zu viele Schulabgänger, die für immer anspruchsvollere Handwerksberufe zu wenig Schulbildung mitbringen. So sehen die beiden Gesichter der Lehrstellenlücke aus. Sie wird es auch dieses Jahr wieder geben - im Handwerk und überall. Gefragt sind gesamtgesellschaftliche Anstrengungen, keine populären Parolen.
Quelle: Südwest Presse