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Mit Volldampf aus der Krise

Archivmeldung vom 09.12.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.12.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Düstere Lage, helle Aussichten. So lässt sich die Situation im Maschinenbau auf den Punkt bringen. Die spätzyklische Investitionsgüterindustrie zeigt sich in der Corona-Pandemie arg gerupft. Das Produktionsvolumen der Branche, das sich auf rund 6.000 Mittelständler verteilt, wird im Coronajahr 2020 voraussichtlich um 14% auf 194 Mrd. Euro zusammenklappen. Das ist zwar nicht ganz so schlimm wie in der Finanzkrise 2009, als es für die Produktionstechnikhersteller um 25% in den Keller ging.

Aber es gibt nichts zu beschönigen. Die Krise wirft den Maschinenbau gemessen am Produktionsvolumen auf das Niveau zurück, das 2013 erreicht wurde. Mit anderen Worten: Die Pandemie radiert sieben erfolgreiche Jahre aus, in denen es stetig aufwärtsging.

Folgen nun etwa die gefürchteten biblischen sieben mageren Jahre? Bei dieser Frage muss Karl Haeusgen, der neue Präsident der Branchenlobby VDMA, dann doch schmunzeln. An eine lange Durststrecke in der Maschinenbauindustrie, die gemessen an den gut 1 Million Beschäftigten größer ist als die Auto- oder Chemiebranche, mag er nicht glauben. Ganz im Gegenteil. Die Maschinenbauer sollen mit Volldampf aus der Krise kommen. Die große Mehrheit der von der Branchenlobby befragten Unternehmen rechnet damit, dass bereits 2022 das Vorkrisenniveau erreicht wird. Das heißt, zwei Jahre sollen reichen, um die Delle auszubügeln.

Ist das möglich? Der Optimismus, den die Branchenlobby verbreitet, spiegelt sich jedenfalls am Kapitalmarkt. Legt man die Börsenkurse zugrunde, so hat die große Mehrzahl der gelisteten Maschinenbauer die Folgen der Pandemie längst abgehakt. Es gibt zudem regelrechte Corona-Gewinner, die von den Trends profitieren, die die Pandemie verstärkt: Online-Handel und Digitalisierung. Fulminante Kursentwicklungen weisen deshalb Logistikausrüster sowie Chipindustriezulieferer auf.

Die Vorzugsaktien des Gabelstaplerherstellers Jungheinrich notieren heute um 79% über dem Niveau, das unmittelbar vor dem Corona-Crash Mitte Februar erreicht wurde. Ähnlich dynamisch hat sich der Aktienkurs des Konkurrenten Kion entwickelt, der mit 9 Mrd. Euro Marktkapitalisierung inzwischen so schwer ist wie der Dax-Wert Covestro - und deutlich schwerer als Commerzbank oder Lufthansa. Auch der Halbleitermaschinenhersteller Aixtron und der Vakuumpumpenbauer Pfeiffer Vacuum machen an der Börse heute eine bessere Figur als vor dem Crash. Helle Aussichten für Maschinenbauer? Die Investoren haben ihr Urteil jedenfalls gefällt.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Daniel Schauber

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