Westfalenpost: Naiver Glaube
Archivmeldung vom 09.08.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.08.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNachhaltigster Treibsatz für die Entwicklung der Ölpreise ist die Angst vor Versorgungsengpässen. Aufgrund tatsächlicher oder drohender politischer Entwicklungen im Iran, in Nigeria oder jetzt im Nahen Osten sind die internationalen Märkte extrem nervös, das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage zur Preisbildung ist weitgehend außer Kraft.
Die Marke von 1,50 Euro etwa für den Liter Superbenzin wurde noch
nicht überschritten. Das könnte sich aber bald ändern, zumal auch
immer mehr Broker und Spekulanten am Öl mitverdienen wollen.
Langfristige Entspannung bei den Spritpreisen wird es auch
mittelfristig nicht mehr geben. Immer mehr des schrumpfenden
Nettoeinkommens der Angestellten und Arbeiter fließt in die Kassen
der Konzerne und an den Fiskus - nicht zu vergessen an die
Autohersteller, deren Produkte teurer werden und wegen üppiger
Ausstattungen kaum weniger schlucken als zuvor.
Höchste Zeit also darüber nachzudenken, was falsch gelaufen ist im
Autoland Deutschland, und was der einzelne tun kann. Naiv war
jedenfalls der Glaube an allzeit billiges Benzin, der in den 50er und
60er Jahren die Zersiedlung förderte und Millionen zu Pendlern
machte. Naiv auch anzunehmen, die Firmen kämen stets zu den
Arbeitnehmern.
Zwar ist der Rat albern, das Auto ganz stehenzulassen. Jeder muss
einkaufen und zur Arbeit, nicht jeder kann Fahrgemeinschaften, Bus
und Bahn oder gar das Rad nutzen. Aber jeder kann das Auto gezielter
einsetzen und sparsamer fahren und beim Kauf statt nach PS oder
Höchstgeschwindigkeit zuerst nach dem Spritverbrauch fragen. Damit
wäre schon viel gewonnen.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost