Rheinische Post: EU-Verfassung ade
Archivmeldung vom 21.04.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.04.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlTony Blair macht europapolitisch von sich reden. Der britische Premier will der Gemeinschaft Gutes tun. Er tritt dafür ein, dass der durch das Nein in Frankreich und den Niederlanden seit 2005 festsitzende Verfassungsprozess wieder in Gang kommt. Er will bis Juni eine schnelle Einigung bei der EU-Reform.
Das klingt alles gut,
doch es markiert das Ende einer weitreichenden EU-Verfassung. Dem
Briten schwebt nur ein Änderungsvertrag ohne Verfassungscharakter
vor, der ohne Volksbefragung auf der Insel gebilligt werden kann.
Offen ist die Frage, wie weit die britische Reformwilligkeit
überhaupt gehen wird. Es wird am Ende wohl so sein, dass die auf 27
Mitglieder angewachsene EU einigermaßen handlungsfähig bleibt. Von
vertiefender Integration ist nicht die Rede. Auch die Tschechen und
vor allem die Polen ziehen mit kräftiger Kritik gegen den bisherigen
Verfassungsentwurf zu Felde. Und Frankreich? Nach der ersten Runde
der Präsidentenwahl morgen wird Angela Merkel in etwa ahnen, mit wem
sie reden muss, um ein Kernstück ihrer Ratspräsidentschaft retten zu
können und etwas Verfassungsähnliches zu formulieren. Es ist traurig
zu sehen, dass auch in Frankreich zurzeit der punkten kann, der der
Europa-Skepsis das Wort redet.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post