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Ostsee-Zeitung: zur Polizeiausbildung in Afghanistan

Archivmeldung vom 28.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Kaum weniger als acht Jahre sind die Deutschen für die Ausbildung der Polizei in dem zentralasiatischen Land federführend zuständig. Das Ergebnis aber ist mager. Ja, es steht im Widerspruch zu allen deutschen Sekundärtugenden von Gründlichkeit bis Effizienz. Noch bis 2008 waren in Afghanistan, das sieben Mal so groß wie Deutschland ist, nicht mehr als 60 deutsche Polizisten vor Ort.

Gegenwärtig sollen es 123 und bald - sage und schreibe - 200 sein. Allein in der Hansestadt Bremen sind über 2500 Mann im Einsatz.

Angeblich wurden von dieser Handvoll Deutscher 30 000 afghanische Kollegen ausgebildet. Doch schon 2008, als es 22 000 Mann gewesen sein sollen, sprach der Ex-Chef des Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, von einer "dreisten Lüge" und "getürkten Zahlen". Als ausgebildet gilt jeder, der mal ein Klassenzimmer von innen gesehen hat - meist nur für wenige Wochen. 70 Prozent der Polizeischüler sind ohnehin Analphabeten und froh, überhaupt wieder einen Job zu haben, der ein bisschen Geld einbringt. Darüber hinaus ist der Job gefährlich. Lebensgefährlich. Die meisten Polizisten sind im paramilitärischen Einsatz, bewachen Gebäude, richten Straßenkontrollen ein oder jagen Drogenschmuggler. Kein Wunder, wenn jedes Jahr 1500 Männer und Frauen durch Anschläge der Taliban oder durch Kriminelle sterben - mehr als bei der afghanischen Armee. Doch nun wird alles besser! Die Bundesregierung will knapp 80 Polizeiausbilder mehr schicken. Doch was, wenn Ehefrau oder Personalrat Nein sagen? Fällt der "Strategiewechsel" dann ins Wasser?

Quelle: Ostsee-Zeitung

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