Rheinische Post: Putin und sein Nachfolger
Archivmeldung vom 11.12.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin Rätsel ist gelöst. Der bisherige Vize-Regierungschef Dmitri Medwedew soll Nachfolger von Wladimir Putin als Kremlchef werden. Seine Kandidatur bei den Präsidentenwahlen im März ist reine Formsache. Mit Putins Unterstützung wird Medwedew das Rennen machen. Was aber macht Wladimir Putin, wenn seine Amtszeit zu Ende geht? Gibt er die Macht wirklich ab oder hält er die Zügel weiter in der Hand als Regierungschef, Parlamentspräsident oder "nationaler Führer"?
Mit Medwedew als Kronprinzen bleiben Putin alle Optionen offen. Der Softie aus dem Kreml hat kaum eigene politische Ambitionen. Sein Ticket zum Erfolg heißt: hundertprozentige Loyalität zu Wladimir Wladimirowitsch Putin. Ohne seinen mächtigen Mentor würde der smarte Jurist mit dem Babyface als Kremlchef schnell das Opfer irgendwelcher Clans seien sie nun aus dem Geheimdienst oder aus der Wirtschaft. Er selbst weiß das. Putin auch. Nähme Putin nach seinem Abgang einen Platz auf der Rückbank der Macht ein, so ließe sich Medwedew von dort willfährig steuern. Beschließt der Ex-Präsident dann doch, seinen Nachfolger nach kurzer Zeit aus dem Amt zu schubsen und wieder in den Kreml einzuziehen, dann würde Medwedew auch dieses Spiel bereitwillig mitspielen. Der wahre Machtpoker in Russland ist somit noch nicht entschieden.
Quelle: Rheinische Post (von Doris Heimann)