Rheinische Post: Merkel und die CDU
Archivmeldung vom 10.07.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Bundeskanzlerin Angela Merkel fliegt demoskopisch höher und höher; indes Merkels Partei, die CDU, trägt es nicht mit nach oben. Ein erstaunliches politisches Naturphänomen, das Christdemokraten zu denken gibt, zu denken geben muss.
In den Achtzigern, zur Zeit des Bundeskanzlers und CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl, war umgekehrt dies zu beobachten: Der Kanzler flog in den Umfragen tief, jedoch seine Partei hielt stabil Höhe. Nicht nur dem von Merkel - sagen wir es vorsichtig - vernachlässigten CDU-Urtypen Friedrich Merz fällt seit längerem auf, was "Forsa" ermittelt hat: 85 Prozent sind mit Merkels Auftreten im Ausland zufrieden, nur ein Drittel aber findet die CDU gut. Das lässt sich auch so lesen: Ihre Kanzlerinnen-Rolle spielt Merkel, vor allem im Gewand der ersten Diplomatin, gekonnt; als CDU-Chefin ist sie keine Idealbesetzung. Kohl - das war im Unions-Gefühl Mitte, Familie, Fleisch gewordenes Bürgertum. Merkel - da schwingt Respekt mit vor einer Hochbegabten, die aus der Kälte kam; es wird nicht vielen warm ums Herz. Da Merkel nicht daran denkt, sich auf den Regierungsjob zu beschränken, wie es SPD-Kanzler Schmidt (1974-1982) getan hat, müsste sie wenigstens ihren "Generalsekretär" General sein lassen.
Quelle: Rheinische Post (von Reinhold Michels)