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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Doping

Archivmeldung vom 04.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Radfahrprofi Manuel Beltran sorgte 2008 für die traurige Ouvertüre, das Gerolsteiner Duo Stefan Schumacher und Bernhard Kohl für den desaströsen Schlussakkord. Die Angst vor einer neuen Skandal-Rundfahrt sitzt der Tour de France auch 2009 im Nacken.

Nach dem Doping-Dauerbeschuss des Vorjahres und den jüngsten Negativschlagzeilen bleibt Skepsis ständiger Begleiter. Die Kritiker jedenfalls sind sich sicher: »Ich erwarte jede Menge Doping auf einem höheren wissenschaftlichen Absicherungsniveau. Die Personen sind so eingestellt, dass sie nicht mit auffälligen Werten bei irgendeiner Kontrolle erwischt werden«, sagte der gebürtige Paderborner Molekularbiologe Werner Franke. 50 Fahrer des Pelotons stehen unter Verdacht aufgrund ihrer Blutpass-Daten. Dazu kommen Wiederholungstäter oder Nicht-Vorbestrafte, gegen die allerdings Indizien vorliegen, die bei anderen Tatbeständen locker zur Verurteilung reichen würden. Dass sich dieses Feld an diesem Samstag überhaupt auf die große Schleife nach Paris macht, ist ein Skandal. Unschöne Schlagzeilen gibt es regelmäßig. Am Freitagabend sorgte Claudia Pechstein dafür. Die hochdekorierte Eisschnellläuferin, erfolgreich bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, ist bereits gesperrt worden. Und auch die deutschen Reiter erleben dunkle Stunden. Dass es auch in diesem Sportgeschäft nicht so nett zugeht wie auf dem Immenhof, war lange klar. Erschreckend ist vielmehr der Fakt, dass führende Reiter bewusst gegen Medikationsregeln verstoßen haben, und die Weltbeste gar mit einem Arzt zusammen gearbeitet hat, der schon mehrfach in Sachen Doping aufgeflogen war. Etwas weniger Schlagzeilenträchtig geht es derzeit beim Schwimmen und im Handball zu. Zu Unrecht. Denn dass der Deutsche Schwimmverband seine WM-Normen in eigentlich nur durch Doping zu erreichende Bereiche verlegte, ging nur dank High-Tech-Anzügen und daraus resultierender Rekordflut medial unter. Und beim Handball ist der Fall Martin Galia (Lemgo) noch immer nicht geklärt. Zumindest öffentlich. Apropos öffentlich: Großspurig hatten die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten 2008 verkündet, 2009 aber so gar nicht - außer in Nachrichtensendungen - von der Tour berichten zu wollen. Mittlerweile ist man zurückgeradelt. Und zwar kräftig. So brüstet man sich jetzt sogar damit, nur noch 25 Prozent der sonst üblichen Dauer zu berichten - kritisch natürlich, journalistisch-distanziert, aber dann doch eine Stunde täglich im Wechsel zwischen ARD und ZDF. Noch doller hat es die französische Sportzeitung L'Equipe, Ausrichter der Tour, getrieben. So sollen Redakteure der Zeitung im März 2008 von der Verlegerin Marie-Odile Amaury angewiesen worden sein, sich in ihrer Berichterstattung »nicht länger mit dem Thema Doping aufzuhalten«. So kann man sich natürlich auch eines Problems entledigen.

Quelle: Westfalen-Blatt

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