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WAZ: Wenn der Staat schläft

Archivmeldung vom 16.02.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.02.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Gestern hat die Domstadt gefeiert. Am Aschermittwoch kehrt der Alltag zurück - und damit die verdrängte Angst: Wie stabil ist der Untergrund der Kölner City wirklich? War der Einsturz des Stadtarchivs nur Vorbote weiterer böser Folgen des im besten Fall schlampigen, eher aber wohl hochkriminell angelegten U-Bahn-Baus?

Wir haben uns nicht vorstellen können, dass im industrialisierten Deutschland, dem Mekka der Ingenieure, so viel Pfusch und Betrug möglich sind. Die Einsicht ist erschreckend: Köln kann überall sein. Die Bahn muss Neubaustrecken nach nur wenigen Jahren erneuern. Bayerns Veranstaltungshallen werden gesperrt, weil der Einsturz der labilen Dächer befürchtet wird. Die Fahrbahndecken von Autobahnen sind brüchig, weil Baufirmen tricksten und ihre Chefs mit dem illegalen Profit ins Ausland flohen. Im Kern geht es um die Moral der Wirtschaft - und die Kontrolle des Staates. Tut er zu wenig, um seine Großprojekte im Griff zu halten? Im Fall Köln wird der öffentliche Auftraggeber belastet. Dass die zuständige Bezirksregierung die Bauaufsicht an den Bauherrn, Kölns Verkehrsbetriebe, weiterreichte, ist hanebüchen. Und in Berlin haben sie unter den Augen des Bauministers am Bauministerium gepfuscht. Nachtwächterstaat, würden Jecke spotten.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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