Börsen-Zeitung: Erst einmal gar nichts
Archivmeldung vom 14.07.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNun ist es vollbracht. Der deutsche Leitindex hat nach mehreren vergeblichen Anläufen ein Allzeithoch bei 8151,57 Punkten markiert und damit seine alte Bestmarke bei 8136 Punkten vom 10. März 2000 übertroffen. Aber was bedeutet das für den deutschen Aktienmarkt? Erst einmal gar nichts.
Der Rekordstand ist in erster Linie eine der berühmten
"psychologisch wichtigen Marken", die jedoch kaum fundamentale
Bedeutung haben. Vielleicht lassen sich einige Anleger dazu
verleiten, nun Gewinne mitzunehmen. Vielleicht lassen sich andere
Anleger von der Euphorie anstecken und kaufen zu. Aber letztlich
ändert dies nichts an der Fundamentalsituation des deutschen
Aktienmarkts.
So mancher Analyst ist optimistisch, dass die Hausse nicht vorbei
ist, die 10000 erscheinen plötzlich nicht mehr als Utopie. Das hat
viele Gründe: So ist die Situation eine andere als im bisherigen
Rekordjahr 2000. War der Aktienmarkt damals von Luftblasen und
Hoffnungen getragen, präsentieren sich die deutschen Unternehmen
aktuell in einer beneidenswerten Verfassung: hohe Profitabilität,
solide Bilanzen. Der Börsenaufschwung wird von steigenden
Unternehmensgewinnen begleitet und unterfüttert, anstatt wie vor
sieben Jahren diesen davonzueilen. Von einer Überbewertung des
Marktes kann keine Rede sein. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) im Dax
liegt derzeit bei 14 - nicht ausgesprochen günstig, aber noch im
fairen Bereich. Zur Erinnerung: Im Frühjahr 2000 wies das Dax-KGV
stolze 30 auf.
Auch die weltwirtschaftliche Situation stützt: eine hohe weltweite
Liquidität, ein anhaltendes Fusions- und Übernahmefieber oder stets
die Erwartungen übertreffende Wirtschafts- und Gewinnwachstumsraten.
Zudem geben die Schwellenländer positive Impulse.
Dennoch sind auch mahnende Worte angebracht. Der Bullenmarkt ist schon in einem hohen Alter. Und das konstruktive Umfeld für Aktien wird nicht ewig Bestand haben. Gefahren drohen von vielen Seiten: ein Auswachsen der Subprime-Krise, Zinserhöhungen, politische oder wirtschaftliche Krisen, ein zurückgehendes Wachstum der Unternehmensgewinne...Das Ende der Hausse kommt also bestimmt, nur wann, ist die Frage. Der Rekord ist gebrochen, die Ausgangssituation aber immer noch dieselbe wie vor wenigen Wochen. Also was bedeutet das für den deutschenAktienmarkt? Erst einmal gar nichts.
Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung