WAZ: Anhalten, helfen! Kommentar von Britta Heidemann
Archivmeldung vom 17.11.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAbend auf der Autobahn, loderndes Licht auf dem Seitenstreifen, offenbar brennt da etwas. Halten Sie an? Beim schwersten deutschen Busunglück seit Jahren fuhren zu viele vorbei; einer von ihnen filmte per Handykamera, verkaufte das Video an einen Nachrichtensender. Wie kann man so etwas tun?
Nun helfen auch Amateur-Videos zuweilen: Katastrophen aufzuarbeiten (aber dann gehören sie in die Hände der Polizei). Zudem schafft die Kamera emotionale Distanz. So mag der Filmer sich ins Filmen geflüchtet haben, vor seiner eigenen Angst vielleicht. Fragt er sich heute, ob er stattdessen Leben hätte retten können?
Eher fühlt er sich bestätigt, weil er für den "exklusiven Bericht" viel Geld bekam. "Das Schockierende ist, dass es Medien gibt, die solches Verhalten finanziell belohnen", sagt Medienwissenschaftler Helmut Scherer in einem Interview: Dies sei "jenseits dessen, was die journalistische Ethik erlaubt". Machen wir uns nicht zu Helfershelfern.
Die Polizei übrigens erinnert daran, dass es eine Form der Ersthilfe gibt, die jeder beherrscht: "Einem Verletzten einfach nur die Hand zu halten."
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Britta Heidemann)