Die Lausitzer Rundschau Cottbus zur Gewalt im Nahen Osten
Archivmeldung vom 01.11.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.11.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAls die Eskalation der Gewalt unmittelbar vor den großen Knall zu stehen schien, als der heftige Sturm zum vernichtenden Hurrikan auszuarten drohte, stellte sich kurzfristig Ruhe in und um den Gazastreifen ein. Den Ägyptern sei Dank. Jetzt, zwei Monate nach dem israelischen Abzug aus dem Gazastreifen – verbunden mit der riskanten Übergabe der Grenzbewachung an die Ägypter – zahlt es sich für Israelis und Palästinenser aus, dass Kairo dort wieder konkreten Einfluss nimmt.
Und dennoch ist kein Ende der Gewalt in Sicht, im
Gegenteil. Die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen hat
bisher nicht nur keine Früchte des israelischen Abzuges genießen
können. Gerade als Israel sich anschickte, den Würgegriff zu lockern,
schlugen die islamistischen Extremisten zu – mittels Raketen- und
Mörserattacken und einem blutigen Selbstmordattentat – wohl um den zu
erwartenden israelischen Vergeltungsschlag wissend. Warum, obwohl aus
Meinungsumfragen hervorgeht, dass die Bevölkerung in ihrer großen
Mehrheit Ruhe will? Der israelische Brigadegeneral Yossi
Kupferwasser, Chef-Forscher des militärischen Nachrichtendienstes,
hat der eigenen Regierung jetzt die richtige Antwort darauf
vorgelegt: Der Islamische Dschihad, dem zwei Drittel aller konkreten
Anschlagswarnungen gelten, wolle den Kampf gegen den jüdischen Staat
für sich allein beanspruchen. Mit anderen Worten: Die von dieser sehr
kleinen, radikalen Gruppierung ausgelöste Eskalation der Gewalt ist
Teil eines internen Machtkampfes unter den Islamisten und zwischen
diesen und den palästinensischen Behörden. Wie immer, ist dies ein
Kampf nicht nur ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung (auf beiden
Seiten), sondern eben diese Menschen werden bewusst – wie auch die
eigenen Selbstmordattentäter – geopfert. Menschenverachtender geht’s
nicht.
Quelle: Presemitteilung Lausitzer Rundschau