Neue OZ: Voll gegen die Wand
Archivmeldung vom 25.10.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittArgentinien wählte 2001 einen anderen Weg als Griechenland heute: Statt auf Sparprogramme zu setzen und sich an den Tropf der Gläubiger zu hängen, ließen die Politiker das Land per Staatsinsolvenz bewusst voll gegen die Wand fahren. Soziale Unruhen infolge zusammenbrechender Existenzen nahmen sie in Kauf.
Zehn Jahre später ist die Entwicklung des Landes auf den ersten Blick eine Erfolgsgeschichte: Staatlich verordnete Konjunkturprogramme förderten das Wachstum, die drastisch abgewertete Währung den Export. Millionen neue Arbeitsplätze, Einführung des Kindergeldes: Viele Argentinier, die 2001 unverschuldet in die Armut abrutschten, feiern Cristina Kirchner nun als Heilsbringerin.
Fakt ist aber, dass der Präsidentin die schwerste Prüfung erst noch bevorsteht: Um das Wachstum zu festigen, muss sie das Land vom Rohstoff-Lieferanten zum Produzenten hochwertigerer Güter umbauen. Der Spielraum für nötige Investitionen wird aber enger, nicht nur wegen der grassierenden Inflation. Auch, weil mögliche Geldgeber nicht vergessen haben, dass sich das Land 2001 nur mit einem Schuldenschnitt von 60 Prozent das Überleben gesichert hatte und etliche Forderungen immer noch nicht beglichen sind. Vom wichtigsten Gut im internationalen Geschäft, dem Vertrauen, hat Argentinien nach wie vor nicht allzu viel zu bieten.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)