Börsen-Zeitung: Strategische Preise
Archivmeldung vom 11.02.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMilliardenschwere Abschreibungen belasten Eon. Vor allem in den USA und in Italien muss der Dax-Konzern Wertberichtigungen bei Assets vornehmen, die über die großen strategischen Akquisitionen der vergangenen Jahre zum Konzern gekommen sind. Eon bezahlt jetzt für das aggressive Wachstum, bei dem - aus heutiger Sicht - zu hohe Preise bezahlt wurden.
Der Konzern hatte den Investoren bei seiner europaweiten Akquisitionstour zwar stets versprochen, strenge Investitionskriterien zu beachten. Mittlerweile muss aber selbst Vorstandschef Wulf Bernotat öffentlich einräumen, dass natürlich auch Eon strategische Preise bezahlt hat. Das Unternehmen hat sich so starke Positionen in den europäischen Strom- und Gasmärkten gesichert - aber mit entsprechenden Folgen für die Bilanz.
Das US-Geschäft, das nun von den Impairments betroffen ist, hatte Eon beim Kauf der britischen Powergen miterworben. Bei dem bis heute größten Zukauf der Düsseldorfer waren schon unmittelbar nach dem Closing 2002 Wertberichtigungen in Milliardenhöhe angefallen. Diese summieren sich nun auf üppige 4 Mrd. Euro. Die jetzige Abschreibung in den USA kommt überraschend - könnte aber ein Schritt zu einer weiteren Portfolio-Bereinigung bei Eon sein. Große Potenziale scheint das US-Geschäft im Konzern nicht mehr zu haben.
Auch die jüngsten Zukäufe in Südeuropa, die Eon im Zuge des Endesa-Deals mit Enel und Acciona erhalten hatte, werden neu bewertet. Nicht wenige Manager des Konzerns sind mittlerweile heilfroh, dass eine Komplettübernahme von Endesa gescheitert ist. Immerhin wollte Eon für den spanischen Versorger vor zwei Jahren noch über 40 Mrd. Euro ausgeben. Über das Impairment-Risiko eines solchen Preises mag man heute kaum nachdenken wollen.
Auch wenn Eon beschwichtigt: Weitere Abschreibungen sind in den nächsten Monaten beileibe nicht auszuschließen. Nicht wenige Beobachter hatten schon jetzt mit Wertberichtigungen für die russischen Assets gerechnet. Die Mehrheitsbeteiligung am dortigen Stromversorger OGK-4, für die Eon vor eineinhalb Jahren 4,6 Mrd. Euro auf den Tisch gelegt hatte, ist an der Börse nur noch wenig wert. Bernotat verweist zwar auf die Wachstumschancen. Wie schnell sich aber die Rahmenbedingungen ändern können, musste auch er gerade in Italien und den USA erfahren.
Quelle: Börsen-Zeitung (von Andreas Heitker)