Rheinische Post: Tarifvertrags-Posse
Archivmeldung vom 02.08.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer vermeintliche Erfolg der Arbeitgeber im Krankenhaus-Tarifstreit könnte sich als Pyrrhussieg erweisen. Denn der Abschluss mit der Gewerkschaft Verdi ist für die allermeisten Ärzte eine Provokation.
Die Gehälter der 70.000 Ärzte an kommunalen
Krankenhäusern mit einer Gewerkschaft auszuhandeln, die gerade mal
1000 Ärzte vertritt, ist eine Farce - und ein Schlag ins Gesicht der
50.000 Ärzte, die im Marburger Bund organisiert sind.
Daher werden die Streiks in den Krankenhäusern wohl weitergehen,
vermutlich noch erbitterter als bisher. Ohnehin kommen sich die Ärzte
seit langem verschaukelt vor. Ihre Arbeitsbedingungen und Gehälter
haben sich seit Jahren beständig verschlechtert. Unter dem Strich
summieren sich ihre Einbußen in den letzten Jahren auf 10 bis über 30
Prozent, je nach Berechnungsmodus. Da wäre der Verdi-Abschluss mit
durchschnittlich zehn Prozent Gehaltszuwachs bestenfalls ein
Nullsummenspiel. Wer motivierte Ärzte will, sollte sie nicht so
abspeisen.
Auch Verdi könnte es noch bereuen, sich aus Macht- und
Expansionsdrang zum Handlanger dieser Zockerei gemacht zu haben. So
wird die Gewerkschaft immer mehr zum Einheits-Moloch, den eines Tages
das Schicksal aller Dinosaurier ereilen könnte.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post