Lausitzer Rundschau: Jahresbilanz von Ärzte ohne Grenzen
Archivmeldung vom 02.08.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAls vor drei Monaten der Wirbelsturm Nargis das ostasiatische Myanmar, das frühere Birma, heimsuchte, ging ein Aufschrei des Entsetzens durch die Welt. Zehntausende Menschen kamen ums Leben, mehr als zwei Millionen wurden obdachlos - und die Militärjunta in Birma blockierte den Zugang ausländischer Hilfsorganisationen ins Land.
Drei Monate später werden nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen und anderer Organisationen die Helfer zwar ohne Probleme ins Land gelassen. Doch noch immer werden Leichen aus den Fluten des Irawaddy gezogen, und noch immer gibt es Regionen im Katastrophengebiet, in die noch kein Helfer seinen Fuß gesetzt hat. Vor allem aber ist es ein Skandal, dass der Aufschrei der weltweiten Staatengemeinschaft bislang scheinbar ohne nennenswerte Folgen für die Generäle in Rangun blieb. Sie blieben an der Macht, Veränderungen gab es nicht. Die Situation in Myanmar schreit auch weiterhin zum Himmel. Zehntausende Menschen sterben an behandelbaren Krankheiten, während die Militärjunta mehr als 50 Prozent ihres Budgets für Waffen, Militär und Polizei ausgibt. Streng genommen ist das Völkermord durch Unterlassen. Doch so lange ausländische Firmen weiter frei und ungestört die Öl- und Gasvorräte Myanmars ausbeuten können, müssen die Generäle in Rangun wohl auch weiterhin keine Konsequenzen fürchten. Und die Menschen Myanmars werden die Verlierer bleiben.
Quelle: Lausitzer Rundschau