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Neues Deutschland: zu RAF und Deutscher Herbst

Archivmeldung vom 25.10.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.10.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Als Rudi Dutschke 1974 am Grab des im Hungerstreik verstorbenen RAF-Mitgliedes Holger Meins mit erhobener Faust »Der Kampf geht weiter« sagte, war die Aufregung groß. Linke sprachen nach dem Tod von Mord, andere drohten öffentlich, die Leiche aus der Erde zu holen und aufzuhängen.

Die Beerdigung Meins' wurde Teil des symbolischen Kampfes, der die Auseinandersetzung zwischen Staat und RAF begleitete und in dem Tote eine Hauptrolle spielten.
Dieser Kampf hatte schon lange vor dem Deutschen Herbst 1977 begonnen und er ist bis heute nicht beendet. Gestern gedachte der Staat erstmals mit einer zentralen Feier »seiner« Toten. Die verlesenen Namen beschränkten sich auf jene, die als Opfer der RAF von Angehörigen betrauert werden. Von den Opfern des Staates, von deren Familien, von den Toten bei Fahndungen und Hungerstreiks, von belauschten Selbstmorden kein Wort.
Als ob nur eine Seite geschossen hätte. Fast zehn Jahre nach Auflösung der RAF ist der Staat nicht bereit zu demonstrieren, was er von früheren RAF-Mitgliedern regelmäßig fordert: das Eingeständnis, sich schuldig gemacht zu haben. Mindestens gegenüber den Angehörigen »seiner« Opfer. Aber auch gegenüber der Rechtsstaatsidee, von der gestern so oft die Rede war.
Mit dem Verschweigen der »anderen« Opfer hat der Staat nun noch einmal eines klargemacht: Der symbolische Kampf, in dem Tote die Hauptrolle spielen, geht weiter. Nur die Faust hat dazu in Berlin niemand gereckt.

Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland


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