Rheinische Post: Bloß eine Stilfrage
Archivmeldung vom 26.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine Portion Missgunst bestimmt manche Kommentare zum fixen beruflichen Wechsel von Kanzler a.D. Gerhard Schröder auf einen - nach allem, was man verlässlich hört - sehr lukrativen Posten in der schweizerischen Verlagsbranche. Wer immer gelb vor Neid dem Altkanzler vorhält, er habe sich sehr schnell und sehr teuer verkauft, sollte redlich sein, und er sollte sich selbstkritisch fragen:
Hättest du denn eine derart attraktive Offerte wie die aus
Zürich ausgeschlagen? "Cosi fan tutte" - "So machen es alle" kann
jedoch in dem Fall nicht der alles Menschliche verzeihende Maßstab
sein. Schröder ist nicht Herr Jedermann, er war bis bis vor kurzem
Bundeskanzler und damit Verfassungsorgan. Auch hatte er sich für vier
Jahre in den Bundestag wählen lassen. Sein Wechsel hat etwas sehr
Fliegendes. Stilsicherheit war Schröders Stärke noch nie. Er schmeißt
hin und langt zu, dazwischen liegt oft nicht mal eine Woche. Zu
seiner Entlastung ist zu sagen, dass der robuste Aufsteigertyp
Schröder privat-beruflich das, was er "auf seine Art" ("I did it my
way") machte, öffentlich tat und nicht stiekum. Amtsvorgänger Kohls
Beratervertrag mit der Mediengruppe Kirch kam hingegen ungewollt ans
Licht.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post