WAZ: Hannelore Kraft den Tränen nah
Archivmeldung vom 02.08.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHannelore Kraft hat auf der Trauerfeier für die 21 Toten der Loveparade eine bewegende Rede gehalten. Die komplette Staatsspitze war am Samstag nach Duisburg gekommen. Aber nur die NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ergriff das Wort.
Der erste große öffentliche Auftritt nach ihrer Wahl konfrontierte sie wohl mit der schwersten aller Aufgaben: Angemessene Worte der Anteilnahme für die Angehörigen der 21 Toten zu finden. Auch wenn man es gewohnt ist, den politischen Gegner in Grund und Boden zu argumentieren, kann man an einer Trauerrede scheitern. Denn hier geht es nicht um Rechthaben und politische Finten. Auch rhetorische Routine hilft nicht weiter, wenn das Mitfühlen und Trauern nicht echt, sondern aufgesetzt ist.
Hannelore Krafts Rede war sicherlich auch deshalb so ergreifend, weil sie selbst stundenlang nicht gewusst hatte, ob ihr 17-jähriger Sohn die Katastrophe überlebt hat. Sie kämpfte mit den Tränen. Die Stimme versagte nahezu, als sie über ihre Gespräche mit den Angehörigen berichtete.
Nach der Trauerfeier sollte Bundeskanzlerin Merkel noch eine Erklärung abgeben. Sie hat darauf verzichtet. Denn Hannelore Kraft hatte alles gesagt. Danach konnte man nur noch schweigen, mit den Tränen kämpfen oder hemmungslos weinen.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung