Rheinische Post: Bonner Drohkulisse
Archivmeldung vom 03.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittÜberraschend kommt der Stellenabbau bei der Telekom nicht: Schon im Frühjahr hatte Konzernchef Kai-Uwe Ricke erklärt, die Festnetz-Tochter T-Com müsse weiter verschlankt werden. Zu groß sei der Wettbewerbsdruck, dem der Anbieter von Telefon- und Datenleitungen ausgesetzt sei.
Überraschend ist das Ausmaß - und der Zeitpunkt der Ankündigung. Denn
noch schließt eine Vereinbarung mit der Gewerkschaft betriebsbedingte
Kündigungen aus. Bis 2008 wähnten sich die Mitarbeiter auf dieser
Grundlage in Sicherheit. Eine trügerische Sicherheit. Denn Ricke
zieht den Sparkurs konsequent durch, den er bei seinem Amtsantritt
vor drei Jahren eingeschlagen hat. Den Vorwurf, trotz einer
exzellenten Bilanz Menschen auf die Straße zu setzen, kontert er
immer wieder mit dem Hinweis, auf guten Zahlen könne er sich nicht
ausruhen.
Hat Ricke wirklich keine andere Wahl, der wegbrechenden T-Com-Umsätze
Herr zu werden?
Offenbar nicht. Perfide nur, wie er die Schuld
abzuwälzen versucht: Der Regulierer sei Schuld am immensen Preisdruck
und Preisverfall im deutschen Telefonmarkt. Schlimmer noch: Wenn der
Regulierer nicht das Okay für das neue Hochleistungsnetz gebe, seien
weitere 5000 Jobs in Gefahr. Der Telekom-Chef lässt die Muskeln
spielen - im Wissen, dass in Deutschland derzeit keine Drohgebärde
so starke Wirkung zeigt wie die, Menschen zu entlassen.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post