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Börsen-Zeitung: Die Schrumpfkur

Archivmeldung vom 22.03.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Von den "fünf Bällen", die die Deutsche Telekom laut Finanzchef Timotheus Höttges in den USA in verschiedenen Verhandlungen "gleichzeitig in der Luft" hielt, wirft sie den mit der größten bilanziellen Durchschlagskraft. Der Konzern verkauft T-Mobile für einen überraschend hohen Preis an den Wettbewerber AT&T und nutzt den Barmittelzufluss für eine drastische Bilanzverkürzung: Aktien für 5 Mrd. Euro werden zurückgekauft und eingezogen, der restliche Cash wird zum Schuldenabbau verwendet.

Damit sollten die Aktionäre im Idealfall zweifach profitieren: zum einen direkt durch den Aktienrückkauf, zum anderen weil der Verkauf der Tochter und die Rückführung des Fremdkapitals die Ertragskraft im Konzern insgesamt stärken und die Gesamtkapitalrendite steigt - nach Abschluss der Transaktion.

Letzteres sollte dem Kurs der T-Aktie über ein Tagesstrohfeuer hinaus zündende Impulse geben, so die Hoffnungen des Managements. Mit einem Tagesgewinn von 11,3% honorierten die Anleger aber zunächst vor allem den Kaufpreis, den die Telekom AT&T für die angeschlagene Konkurrentin abringen konnte. Er liegt weit über den Schätzungen aller Analysten und könnte der Telekom - je nach Wechselkursentwicklung - sogar einen Buchgewinn bescheren. Ganz davon abgesehen, dass die Barkomponente beim Kauf von Voicestream 10 Mrd. Euro betrug und nun rund 18 Mrd. Euro zurückkommen. Darüber hinaus wählt die Telekom verglichen mit allen anderen Optionen für T-Mobile USA die mit dem geringsten Risiko. IPO, Teilverkauf oder jedwede Partnerschaft hätten weiterhin operative Risiken geborgen sowie Kapitaleinsatz gefordert.

Ob sich der Weg der bilanziellen Schrumpfkur, den die Telekom teils auch bei T-Mobile UK bereits beschritten hat, für die künftige Wachstums- und Ertragsentwicklung des Konzerns auszahlt, muss sich allerdings noch zeigen. Bei einer Kapitalreallokation in diesem Umfang wird die bilanzielle Stärkung allein kaum nachhaltige Wirkung auf den Aktienkurs entfalten. Immerhin wird ein Viertel vom Umsatz und rund ein Fünftel vom operativen Ergebnis verkauft. Zwar gewinnt die Telekom mehr Investitionsspielräume, um Wachstumsfelder wie mobiles Internet oder Cloud Computing voranzutreiben. Aber dies tun andere Telekomkonzerne auch, ohne auf Präsenz in Wachstumsmärkten zu verzichten.

Quelle: Börsen-Zeitung

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