Börsen-Zeitung: MAN lässt die Muskeln spielen
Archivmeldung vom 03.11.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSachlich ist Håkan Samuelsson geblieben, wie es nun mal seine Art ist. Auf die Polemik ("Hausaufgaben nicht erledigt") seines Widerparts bei Scania, Leif Östling, antwortet der MAN-Chef via Quartalsbilanz und nüchterne Ausführungen zur verbesserten Produktivität. Innerhalb von sechs Jahren wurde die Quote Fahrzeug pro Mitarbeiter um 38% gesteigert.
Die Rekordfahrt
beim Absatz fällt noch rasanter aus als geplant, zum dritten Mal
wurde die Prognose einen Schnaps nach oben gesetzt. Besonders
erfreulich: Nicht nur bei Trucks brummt das Geschäft, auch
Dieselmotoren und Turbomaschinen können kräftig zulegen. Dies stärkt
Samuelsson in seinem Plädoyer für die Fortführung des Konzerns in
seiner derzeitigen Struktur.
Bei MAN stimmt die Dynamik, Samuelsson sieht den Konzern zu Recht
auf Augenhöhe mit den Besten der Branche. Bereinigt um den Faktor
Lohnkosten, hat der deutsche zu dem schwedischen Konzern im
vergleichbaren Geschäft schwere Lkw aufgeschlossen. Östling hatte
eine Differenz von 20 bis 30% in der Effizienz diagnostiziert. Mit
MANs Fortschritten verpufft Östlings Abwehrstrategie zusehends, haben
die Münchner doch genug Muskelmasse aufgebaut, um ihre Rolle als
aktiver Part in der Konsolidierung auszufüllen. Der anhaltend starke
Auftragseingang deutet zudem darauf hin, dass MAN gut gewappnet ist,
um von einem verlängerten zyklischen Aufschwung zu profitieren.
Auch Östlings Agitieren, MAN müsse drei bis fünf ihrer deutschen
Werke schließen, um Kostensynergien zu realisieren, wird als
Stimmungsmache eines Verzweifelten entlarvt. Ein Zusammenschluss
MAN-Scania ist auf Wachstum ausgerichtet. Dieses soll nicht im nahezu
gesättigten westeuropäischen Markt realisiert werden, sondern im
gemeinsamen Erschließen von Entwicklungsländern, wobei die immer
aufwendigere technologische Basis (F&E) im jeweiligen Heimatland
verbleibt. Allerdings wird Samuelsson an sein Standortbekenntnis
erinnert werden, sollte es doch zu Einschnitten kommen.
Bevor es bei der Gestaltung eines Merger in medias res geht, muss Samuelsson aber noch das Plazet des Scania-Großaktionärs Investor AB einholen. Auf Grundlage aktueller Zahlen sollte der Preispoker nun beschleunigt fortgesetzt werden können. An der industriellen Logik einer MAN-Scania gibt es ohnehin keinen Zweifel.
Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung