Neues Deutschland: AIG nur durch Staat zu retten
Archivmeldung vom 18.09.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer größte US-Versicherungskonzern American International Group (AIG) konnte nur noch durch den Staat gerettet werden. Die US-Notenbank schoss dem taumelnden Riesen am Mittwoch 85 Milliarden Dollar zu und übernahm 80 Prozent seiner Anteile.
Zuvor hatte die US-Regierung bereits die Immobiliengiganten Fannie Mae und Freddie Mac, die durch Außenstände in Höhe von über fünf Billionen US-Dollar belastet sind, gekauft sowie die Investmentbank Bear Stearns gestützt. In Großbritannien, seit Maggie Thatcher die Avantgarde der Privatisierung, musste die Northern Rock-Bank für 150 Milliarden Euro reverstaatlicht werden. Von den fünf Investmentbanken der USA sind nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers am Montag nur noch zwei übrig.
Die Beispiele zwingen zur Radikalisierung von Lenins Analyse in »Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus«: Im verfaulenden Profitsystem werden die konkurrierenden Marktsubjekte bei Strafe des Untergangs nicht nur zur Monopolisierung, sondern direkt zur Unterwerfung unter den Staat gedrängt. Die Entwicklung des Kapitals treibt aus sich selbst heraus zu sozialistischen Formen der Vergesellschaftung. Der Umschlag wird allerdings nicht friedlich vonstatten gehen, solange die Raubtiere und Heuschrecken des Finanzsystems noch die Waffen kommandieren, die die anachronistischen Eigentumsverhältnisse schützen. Je näher die Rettung, desto größer die Gefahr.
Quelle: Neues Deutschland