Neue OZ: Fahrlässig
Archivmeldung vom 25.06.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIhr Gejammer fällt auf die EU zurück. Spätestens seit 2006 muss ihr klar sein, wie anfällig ihre Energiesicherheit ist, wenn sie sich in so hohem Maße auf russisches Gas und Öl sowie ukrainische und weißrussische Leitungen stützt. Damals begruben Russland und Weißrussland ihr Unionsstaat-Projekt. Und in dieser hässlichen Scheidung spielten russische Energie und ihr Weitertransport in die EU immer eine herausragende Rolle. Dabei ist es geblieben.
Nun geht es im Sinne freier Marktwirtschaft ja völlig in Ordnung, wenn Russland im Energiegeschäft die Supersonderkonditionen auch solcher Ex-Sowjetrepubliken zurückfährt, die sich nicht EU oder NATO angeschlossen haben. Nur, das hat eines eben nicht geändert: dass Russland seine Preise nicht nur am Markt, sondern ebenso an politischer Hebelwirkung ausrichtet. Die schwerwiegenden Folgen für Europas Energiesicherheit wird auch die Ostseepipeline nur ein wenig mildern. Die Balten zum Beispiel verbleiben am Ende einer Ferngasleitung durch Osteuropa.
Wenn die EU es fahrlässigerweise immer noch nicht hinbekommen hat, die osteuropäischen Transitländer in ihre Energiepartnerschaft mit Russland einzubeziehen, dann sollte sie sich wenigstens jetzt, nach dieser jüngsten Episode der russisch-weißrussischen Entfremdung, mit Nachdruck darum bemühen. Bloß über Lieferanten jammern hilft niemandem.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung