NRZ: Es ist und bleibt pervers
Archivmeldung vom 21.05.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMachen wir uns nur nichts vor. Wie alle "Nutz"-Tiere sind Hühner nichts anderes als Rohmaterial für Fleisch- und Eierfabriken. Wir Verbraucher wollen das so, weil wir auch an diesem Wochenende wieder das leckere Hähnchenfilet auf den Grill legen wollen, das beim Discounter unter drei Euro das Pfund kostet; ebenso wie das Sonntags-Frühstücksei schon für 12 Cent zu haben ist. Genau so landen die Millionen männliche Küken im Häcksler, als fleischarme Ausschussware, deren Aufzucht sich nicht lohnt. Das geschieht ganz legal, weil es wirtschaftlich ist, wie es nun auch das Oberverwaltungsgericht in Münster kühl festgestellt hat. Aber ist, was Recht ist, auch richtig?
Nein. Massenhaft Leben zu erzeugen, um es per Fließband zu töten, ist pervers. Und es tröstet nur wenig, dass Forscher neuerdings per Laser das Geschlecht eines Kükens im Ei bestimmen können, um dieses dann frühestmöglich auszusortieren. Denn das Verfahren kommt sehr spät. Wäre es billiger als Kükenschreddern, wäre es längst auf dem Markt. Was bleibt? Traurigkeit. Und die vage Hoffnung, dass es doch irgendwann ein Umdenken auf breiter Front gibt. Müssen Züchter auf leistungsstarke Legehennen und Mastlinien mit hohem Brustfleischanteil setzen? Könnten wir nicht weniger Fleisch und Eier essen, dafür aber mehr dafür bezahlen, um dieser und anderer Tiere willen? Bis dahin werden Millionen Küken schlüpfen, sterben und als Tiermehl an ihre Artgenossen verfüttert werden. Und das ist, was es ist: pervers.
Quelle: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung - ein Kommentar von CORNELIA FÄRBER (ots)